deen

Aus einer Passion einen Job machen, Teil II: Selbstwert und Gesundheit

Überblick:

Ob dein Job ein Traum oder Albtraum wird, liegt an dir

Selbst und ständig“, als ich diesen Satz zum ersten Mal gehört habe, hat er mir so gar nicht geschmeckt. Irgendwie wirkte die Aussage auf mich wie ein fehlgeleiteter Stolz, “schaut mich an, ich bin selbstständig und ich habe immer Arbeit, bin beschäftigt und habe es so viel schwerer als die Anderen”.

Vielmehr habe ich während meiner Selbstständigkeit häufig das Gefühl gehabt, dass mir etwas mehr “ständig” und weniger “selbst” gar nicht schaden würde. Weil ich mich häufig sehr bemühen musste, überhaupt die Arbeit zu finden, die mich ständig beschäftigt.

Trotzdem, selbst wenn man keine Arbeit hat, oder gerade mit wenigen Jobs gut über die Runden kommt. Ist man gerade in den ersten zwei Jahren, ständig im Kopf bei der Arbeit, oder dem Drum herum beschäftigt. Das heißt, wenn man sich nur hyperfokusiert auf den Erfolg der Selbstständigkeit und seinen Selbstwert davon abhängig macht, geht es steil bergab, wenn irgendwas nicht funktioniert und das wird besonders in der Anfangszeit oft der Fall sein.

In meinen letzten Blogeintrag zum Thema Selbstständigkeit bin ich auf Hardskills eingegangen, also Fachwissen und Ressourcen, die einem den Start in die Freiberuflichkeit erleichtern. In diesem möchte ich auf Selbstwert und Gesundheit eingehen, zwei Faktoren, die unmittelbar miteinander zu tun haben und entscheidend sein können, dass der Traumjob kein Albtraum wird.

Werde dir über deinen Wert bewusst

Also es gibt wirklich genug Blogposts/Artikel zum Thema Imposer-Syndrome. Daher, ohne zu sehr ins Detail zu gehen; das Problem, welches gerade Berufsanfänger plagt, ist, dass sie sich entweder über- oder unterschätzen. Und das hat verschiedene Gründe.

Zum einen, kann das Feedback von der Community schnell demotivierend wirken und einem den eigenen Stil absprechen. Zum anderen bekommen häufig solche FotografInnen, die den allgemein anerkannten Content produzieren, sehr schnell viel Zuspruch.

Beispiel aus dem Shooting mit Kpaou und dem Portraitfotograf Daniel Schubert in München. Das Bild wird als Beispiel für mögliche Lernergebnisse aus einem Portrait Workshop oder Fotografie Kurs in München benutzt.
Kam leider nie gut auf Facebook an, sollte es aber auch nicht. Shooting mit Fitnesstrainer Kpaou.

Im Gesamtkontext, kann das dazu führen, dass originelle und QuereinsteigerInnen von ambitionierten HobbyistInnen entmutigt werden und sich unter Wert verkaufen. Während sich manche FotografInnen, die simple Bilder reproduzieren, sich schnell für viel besser halten, als sie eigentlich sind.

Dazu kommen natürlich auch persönliche Faktoren, wie die Selbstwahrnehmung und natürlich das Selbstbewusstsein. Das wird dann kompliziert, wenn es darum geht, wie man sich nach Außen hin präsentiert und welches Feedback man im Umgang mit möglichen KundInnen/KollegInnen bekommt. Denn was du nach Außen gibst, bekommst du auch gespiegelt zurück.

Für mehr Tipps über gutes Feedback gibt es diesen Blogeintrag.

Nicht Schauspielern, sondern Sein

Das könnte nahe legen, dass man mit einem fake it till you make it mindset gut beraten ist. Leider ist Fotografie aber nicht nur ein reiner Sales-Job, sondern wird, wie in jeden Kreativjob, auch an der Leistung gemessen.

Daher muss sich das Selbstbewusstsein und eine gesunde Selbsteinschätzung schon erarbeiten, damit es zum einen authentisch wirkt und zum anderen auch Kritik besser standhält.

Alternativ kann man natürlich eine Platzhirschmentalität entwickeln, die jeder Kritik standhält oder generell ablehnt, ob das langfristig allerdings zu gesunden Geschäftsbeziehungen führt, wage ich zu bezweifeln.

Ein gesundes Selbstbewusstsein in die eigene Arbeit braucht Übung, Feedback von KollegInnen oder Branchenverwandten, die tatsächlich etwas davon verstehen.

Es braucht Selbststudium, inwieweit gute Fotografie vielschichtiger sein kann als das klassische Portraitobjektiv und ein schönes Model im Gegenlicht Foto, dass hunderte von Likes auf Social Media erbeutet. Und das braucht eine ehrliche Selbstreflexion, was man kann, wo die Expertise liegt und auch, wo man nicht sonderlich gut ist.

Man muss die eigene Fotografie auch nicht immer so ernst nehmen, hilft und entspannt. Im Bild gute Freundin und Model Anna.

Die eigenen Stärken kennen und hinter Ihnen stehen

Je besser man seine eigene Nische und seinen eigenen Bildstil definieren kann und hinter ihn steht, desto besser läuft die Kommunikation nach Außen und die eigene Repräsentation. Außerdem verlaufen die Aufträge auch sehr viel unkomplizierter, weil KundInnen genau einschätzen können, was sie bekommen.

In meinem Fall war ich lange sicher, dass meine Bilder überhaupt nicht herausstechen und dass es dutzende FotografInnen gibt, die besser sind.

Heute weiß ich, dass mein Stil in Nuancen mir gehört und sich nicht mit den Arbeiten von KollegInnen vergleichen muss, oder werden sollte. Das ist ein wichtiger Prozess, der sich stark auf die Kommunikation nach Außen und das Selbstbewusstsein auswirkt. Ebenso schenkt das auch eine sehr wichtige Erkenntnis: Dass man etwas kann – Unabhängig von der Bestätigung Dritter (wobei die schon manchmal toll ist).

Der Weg dorthin kann allerdings ein steiniger sein, gerade wenn man an die eigenen physischen Grenzen gerät.

Gesunde Auszeiten schaffen und Strukturen einhalten

Ich grinse ein wenig, weil ich immer noch nicht gelernt habe, wirklich strukturiert zu arbeiten, aber trotzdem darüber schreibe. Eines kann ich trotzdem sicher sagen, die Zeiten, in denen ich strukturiert gearbeitet habe und immer wenn ich es doch mal hinbekommen, läuft es einfach richtig, richtig gut.

Unter Struktur schaffen verstehe ich, sich selbst feste Zeiten setzen, wann man arbeitet. Für mich bedeutet hat zum Beispiel; Montag ist vier Stunden Akquise, zwei Stunden Bildbearbeitung, Dienstag SEO und Social Media, Mittwoch Akquise und Networking auf Plattformen, etc..

Gleichzeitig auch feste Zeiten setzten, wann eben nicht gearbeitet wird. Zum Beispiel, ab vier ist Feierabend, egal wo man gerade feststeckt, man lässt es bis zum nächsten Tag ruhen. Das kann einen auch davon abhalten, in einen Perfektionismus Abgrund zu stürzen.

Mit mehr Struktur im Alltag, hat man auch mehr Zeit für die schönen Dinge, wie Kaffee trinken mit den Schatzies.

Wenn man das zum ersten Mal macht, fühlt es sich fast so an, als ob man sich zwingen muss, jetzt einfach den Arbeitskopf auszuschalten und einfach Freizeit von der Arbeit zu nehmen – ist man aber endlich so weit, dass Freizeit wieder Freizeit ist, tut man seiner eigenen psychischen Gesundheit und der Burn-Out-Prävention einen großen gefallen.

Denn die Alternative ist, die Arbeit vor sich hinzuschieben oder ständig durchzupowern, konstant ein schlechtes Gewissen zu haben, dass man nicht genug macht und gar kein Gefühl dafür zu entwickeln, was man eigentlich leistet. Und das wirkt sich wiederum schlecht auf das Selbstbewusstsein und die gesamte Zufriedenheit aus.

Sport und andere gesunde Gewohnheiten

Der letzte Gesundheitspunkt, den ich ansprechen möchte, ist ein wenig persönlich, aber ich finde, einer, der viele Selbstständige etwas angeht. Kaum jemand kann sich zum Start in die Selbstständigkeit ein Büro leisten, oder in einem Co-Working-Space einziehen. Das heißt, man ist viel in seinen eigenen vier Wänden. Man bewegt sich nicht mal zwischen dem Zuhause und dem Arbeitsplatz.

Für mich war daher ein Nebenjob, in dem ich mich bewege immer etwas, dass ich aktiv gesucht habe. Ich gehe regelmäßig schwimmen, versuche so viele Strecken wie möglich mit dem Rad zu bestreiten und gehe ins Fitnessstudio. Der Ausgleich ist wichtig, weil ich gemerkt habe, ich funktioniere nur so lange gut im “Büro“, solange ich mich ausgelastet habe.

Außerdem schafft man in der Selbstständigkeit Gewohnheiten, die sich evtl. auf den Rest des Lebens auswirken werden. Wie man mit Schlaf, Sport, Auszeiten, Drogen oder Ernährung umgeht, könnte für die nächsten Jahre schnell zum Alltag werden.

Sei dein Traumchef

Zusammengefasst, wenn du dich in die Selbstständigkeit aufmachst; Sei gut zu dir und achte auf dich. Ein bisschen Selbstausbeutung wird man leider nie verhindern können, dass man Exzesse, Schlafmangel und Selbstzweifel hat, ebenso nicht.

Trotzdem solltest du bitte dabei immer das langfristige Ziel im Auge behalten, auf eine gesunde (hier kommt die Wortkombination, die man viel zu häufig hört doch noch zum Schluss, sorry) Work-Life-Balance zuzusteuern, denn wenn das nicht langfristig der Fall ist, warum denn überhaupt selbstständig sein?

Der letzte Teil der Reihe über den Einstieg in die Selbstständigkeit gibt es übrigens hier, es geht um das leidige und wichtige Thema Finanzen und wie man sich nicht von Ihnen komplett regieren lässt.

Prev Wofür du als Studio FotografIn eine Assistenz brauchst
Next Pentax 6x7 und warum wir an Dingen hängen, die es uns nicht leicht machen
Selbstportrait des Fotografen Daniel Schubert Stein in München 2021 auf Cinestill t800 in einen Spielgel hinein.

Leave a comment

Auf Anfrage.