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Meine erste Ausstellung und was ich gelernt habe

Es ist bald ein Jahr her, dass ich mich entschieden habe eine Ausstellung zu starten. Wie es dazu gekommen ist, könnt Ihr gerne hier nachlesen. Seit meinen ersten Testdruck bei Safelight Berlin wurde die Auswahl verfeinert, ein Motto gefunden, neue Bilder geliefert und Techniken ausprobiert. Ich habe noch viele Filme in Berlin, Bremen, Stuttgart, Hannover und Cruxhaven verschossen, gescannt und aussortiert.

Dann ging alles ganz schnell, ich hatte meine Location und ein Datum bis wann die Bilder hängen müssen. Dann kamen die schwierigeren Fragen. Welche Rahmen benutzen, wo soll ich drucken, welche Formate und wie viel Geld soll ich in dieses Risiko stecken? Wie ich diese Fragen angegangen bin, was ich nächstes Mal besser machen werde, wann es ein nächstes Mal gibt und was gut gelaufen ist: Darum wird es in diesen Blog-Eintrag gehen.

Die erste Auswahl – Ganz schön kühl

Im Nachhinein hab ich eine Sache verinnerlicht, ein Motto für eine Ausstellung von Vornherein zu haben ist sehr, sehr praktisch. Nicht nur hilft es massiv bei der Auswahl der Motive, sondern erzählt auch eine Geschichte, macht Assoziationen für den Betrachter einfacher. Jetzt hatte ich zwar kein Thema, dafür eine Reihe von Lieblingsmotiven, die ich gerne drucken wollte. Von der Zeitlinie sind wir jetzt in etwa nach meinem Testdruck in Berlin, Ende des Sommers und ca. zwei Monate vor meiner tatsächlichen Ausstellung.

Also habe ich mir die Gesamtheit der Auswahl in einem kleineren Format ausgedruckt und auf einem weißen, sowie einem großen schwarzen Blatt Papier ausgelegt. Zum einen um zu schauen, welche Bilder miteinander funktionieren könnten und zum anderen, zum auszutesten, ob ein weißer oder schwarzer Rahmen für manche Bilder besser funktioniert.

Feeling blue? Leider haben es nicht alle der Bilder in die finale Auswahl geschafft.

Was mir als erstes ausgefallen ist, war, dass meine komplette Auswahl sehr kühl ist, zu kühl für meinen Geschmack und das habe ich meiner Passion für Kodak Ektarchrome und Cinestill 800t zu verdanken. Also entschied ich mich noch warme Bilder nachzuliefern. Dafür machte ich ein Portfolio-Shooting mit einer Balletttänzerin aus, plante einen Kurzurlaub in den Norden und nahm mir vor, mit wärmeren Filmen zu arbeiten, wie Kodak Porta 400 oder Kodak Professional 100, den ich in Cuxhaven zum ersten Mal mit Panorama-Adapter im Einsatz hatte. Hinzu kam auch das Evergreen Kodak Color, den ich in Stuttgart einen Testlauf gab.

Leider haben es keine Aufnahmen aus Cuxhaven in die Ausstellung geschafft, schlicht wegen des Panoramaformats und dem damit verbundenen Komplikationen beim drucken und rahmen der Bilder. Außerdem, so sehr ich das Format auch feier, ich hab noch nicht die Idee, wie man es am besten präsentieren kann. Schön sind sie trotzdem geworden und auch, wie erwartet, gar nicht so kühl… zumindest das eine.

Das Motto steht aber ganz groß war nicht drinnen

Mit meiner Auswahl vergrößert und mit einigen wärmeren Bildern in Petto, konnte ich endlich die finale Auswahl festlegen. Um das irgendwie hinzukommen, habe ich die Bilder zuerst nach Größe sortiert. Bilder, die für mich ganz klar Favoriten sind, kamen sofort in die Groß-drucken-Kategorie, von dort aus suchte ich mir quasi “support Bilder“, die diese gut komplimentieren könnten. Meine großen Bilder waren eine Mischung aus Streetphotography und Portraits, das Thema der Ausstellung also ähnlich wie meinen Blog “Metrosophie & Pictures” zu branden kam also ganz natürlich. Das waren die finalen Bilder, um die ich meine Ausstellung “Metrosophy & Portraits” aufgebaut habe.

Ich wusste von Anfang an, dass ich die Bilder in Berlin drucken lassen möchte, schließlich hatte ich gute Erfahrungen mit dem Team von Safelight gemacht. Das kam allerdings mit einem Nachteil, breiter als 60 cm war nicht drinnen. Das liegt zum einen schlicht an der Größe des Druckers der analog FilmexpertInnen und zum anderen daran, dass es das beliebte und geschätzte Hahnemühle Papier scheinbar nur in diesem Format gibt. Falls mich jemand korrigieren möchte bezüglich des letzten Satzes gerne her damit.

An dem Punkt zwei Tipps für die unter euch, die planen eine Ausstellung zu machen oder einfach eure Bilder zu drucken: Achtet beim Zuschneiden eurer Bilder auf gängige Bildformate, 60×90 klingt gut und schaut sogar besser aus, aber dann braucht es auch Spezialanfertigungen im Puncto Rahmen und das dürfte vielen bei der ersten Ausstellung etwas zu kostspielig werden.

Außerdem vermute ich, die meisten von euch arbeiten nicht mit einem perfekt kalibrierten Monitor, das bedeutet, dass die Bilder, die Ihr zum Drucken schickt, nicht so aussehen werden, wie ihr sie auf euren Bildschirm gesehen habt.

Finde das Labor deines Vertrauens

In Berlin zu drucken war für mich keine Prestigeentscheidung, ich hab dort Anfang Sommer ein paar Bilder gedruckt und wusste, dass meine Fotos dunkler werden als auf meinem Computerbildschirm und meine Blautöne etwas ins Grünliche wandern. Jedes Labor arbeitet etwas anders, hat unterschiedliche Scanner, Drucker und ExpertInnen, die die finale Bearbeitung vor dem Druck vornehmen. Einschätzen zu können, was dein Labor deines Vertrauens mit deinen Bildern macht, bevor es “Print” drückt, wird dann richtig wichtig, wenn du mehrere hundert Euro dafür hinblätterst.

Bei Safelight wusste ich, was mich erwartet, ich wusste auch, dass die KollegInnen ein gutes Gefühl für Belichtungskorrekturen haben, weswegen ich Ihnen auch den Freibrief gegeben habe, die Bilder aufzuhellen, wenn sie es für nötig halten. Die Ergebnisse haben mich umgehauen.

Das Bild “Guter Empfang”, kam gedruckt ganz, ganz anders heraus und entpuppte sich als einer meiner unerwarteten Favoriten der ganzen Serie.

Mir war klar, dass ich schwächere und stärkere Motive in meiner Ausstellung hatte, wenn es um Farbkontraste geht. Als dann manche “Sorgenkinder” meiner Auswahl unerwartet mit richtig starken und umwerfenden Farben daher kamen: gigantisch! Daher würde ich jeden, der ein größeres Projekt drucken möchte unbedingt ans Herz legen, vorher verschiedene Labore auszuprobieren und auszutesten, welches die besten Ergebnisse für die eigenen Bilder liefert.

Fehler beim einrahmen, die du leicht vermeiden kannst

Ich wusste nicht, ob ich bei meiner ersten Ausstellung überhaupt irgendeinen Gewinn machen werde. Trotzdem wollte ich essenziell bei dem Papier der Bilder nicht sparen, bei den Rahmen hingegen… Museumsglas, Sonderanfertigungen oder Handwerksarbeit, Rahmen bieten viele, viele Möglichkeiten einen Haufen Geld auszugeben. Der Rahmenherrsteller, den ich mir zuerst gewünscht habe, hätte pro Bild ca. 120 € gekostet. Viel, viel zu teuer für die erste Ausstellung, zumindest für mich.

Das einzige Schwarz/Weiß Bild in der Ausstellung, die nächste wird mehr haben.

Ein Kompromiss war Rahmen Aab, die mit regionalen Hölzern und nachhaltig arbeiten. Und ich würde das Unternehmen jeden ohne Wenn und Aber weiterempfehlen. Preis, Leistung ist unschlagbar. Jetzt wo ich weiß, dass ich mit Ausstellungen etwas verdienen kann, werde ich für meine Nächste etwas mehr in Rahmen investieren, das hat folgende Gründe:

  • Zum einen würde ich bei Rahmen sehr genau darauf achten, wie eng und sicher das Bild im Rahmen anliegt, denn liegt das Bild zu locker, schleicht sich leicht Staub zwischen Glas und Werk
  • Manche Holzrahmen verlieren Spänen, das ist natürlich gerade beim Einrahmen ein echter Graus, weil der Print natürlich immer irgendwie mit dem Holz in Kontakt kommt und zuletzt:
  • Rahmen müssen transportiert und aufgehängt werden, häufig auch mehrfach. Bei preiswerteren Rahmen kann das leichter Spuren hinterlassen und dann muss man sie austauschen, falls man sie verkauft

Außerdem und das ist ein sehr, sehr wichtiger Punkt: Vorsicht beim Kontakt mit den Bildern! Wir haben so viele Öle, Fette und Dreck an den Händen, deswegen sollte man IMMER Baumwollhandschuhe beim Kontakt mit den Bildern tragen. Denn so teuer das Papier ist, so empfindlich ist es auch.

Marketing und Verkaufsstrategien

Ähm ja, habe ich ziemlich in den Sand gesetzt. Ich hab mir eine Unterseite auf der Website gemacht, auf welcher man die Bilder kaufen kann, einen Satz Visitenkarten beim Ausstellungsort (das Cafe Ruffini) hinterlassen und einfach auf das Beste gehofft. Da kann man erheblich mehr machen.

Was mir da als schüchterner Künstler natürlich im Weg gestanden ist, ist, dass man sich selbst nicht zu sehr auf ein Podest stellen möchte. Tief stapeln und so, in dem Fall steht das allerdings nur im Weg. Das nächste Mal, es wird ein nächstes Mal geben, das nächste Mal werde ich die Sache größer planen und ankündigen.

Was hat man zu verlieren? Im schlimmsten Fall verkauft man nichts, so what? Ich hab mich mit AbsolventInnen von der Akademie der Kunst unterhalten und erfahren, dass man bei den ersten Ausstellungen seltenst etwas verkaufen. Hauptsache, man steht hinter seiner Arbeit, anstatt sich dahinter zu verstecken. InteressentInnen möchten etwas zu deinen Bildern erfahren, gebe Ihnen das, mach eine Vernissage, Finissage oder einen Ausstellungskatalog.

Outro & Zukunft

Eine Ausstellung vergeht so schnell: Inzwischen sind viele Bilder wieder bei mir in der Wohnung gelandet, manche wurden verkauft. Entgegen meiner Erwartung habe ich die Kosten nicht nur reinbekommen, sondern konnte einen kleinen Gewinn und eine größere Summe für Medico International als Spenden reinholen. Ja, dafür klopfe ich mir jetzt hier ganz schamlos auf die Schulter: Weil es mich so, so freut, dass ich echt eine erfolgreiche Spenden-Ausstellung hinbekommen habe!

Das aus dem Weg geräumt, selbst wenn ich nichts verkauft hätte, die Ausstellung wäre ein Erfolg gewesen. Die Bilder zum ersten Mal gedruckt zu sehen, das einrahmen, die Erfahrung einen Katalog zu erstellen, Preise festzusetzen, ein Motto zu überlegen und von so vielen Menschen Feedback zu bekommen, und und und – Das ist der eigentliche große Gewinn einer Ausstellung! Nicht das Geld, sondern die Erfahrung.

Mit der nächsten Ausstellung werde ich mir ein wenig Zeit lassen. Ich möchte größer drucken und wie das mit Film funktioniert, muss ich erst noch rausfinden. Außerdem möchte ich für meine Nächste internationaler fotografieren und auf die Wirkung des Klimawandels eingehen.

Ein Fotografen-Kollektiv, welches das schon richtig gut drauf hat, ist übrigens das Docks-Collective. Schaut gerne mal bei deren Instagram Kanal vorbei, Hammer Fotoserien und definitiv eine Inspiration für mich.

Ich hoffe, ich konnte euch ein wenig motivieren oder interessante Einblicke hinter die Kulissen einer Ausstellung geben.
Von daher schreibt mir gerne bei offenen Fragen und falls ihr mehr über analog Fotografie erfahren möchtet, hier gibt es mehr zu lesen.

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Annouk Portraitfotograf Portrait geschossen in München von dem Fotografen Daniel Schubert

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