Über Rangefinder Kameras und das Leica-m-System
Da ich häufig von Freunden gefragt werde, welche Kamera gut für den Einstieg in die Filmfotografie ist, habe ich beschlossen, ein paar Blogbeiträge über verschiedene 35-mm-Kamerasysteme zu schreiben, um einen Überblick darüber zu schaffen, was es auf dem Markt gibt, welche Vorteile/Einschränkungen die schiedenen Systeme haben und für wen sie eine geeignete Wahl sein könnten, von Profis bis hin zu Hobbyisten. Ich beginne mit dem Messsuchersystem, es ist eines der ältesten 35-mm-Systeme, das auch heute noch produziert wird und vielleicht das teuerste überhaupt ist, aufgrund seines bekanntesten Herstellers mit dem stärksten Marktanteil: “Leica“.
Als kleines Extra möchte ich auch darauf eingehen, warum ich denke, dass der Wert dieser Kameras in den nächsten Jahren deutlich sinken könnte und ob sie ihr Geld wert sind. Hier ein Überblick über diesen Artikel:
- Wo die Messsucherkamera herkommt
- Die Aspekte des Entfernungsmessersystems und seine Konkurrenz
- Nachteile des Messsuchersystems im Vergleich zu anderen 35-mm-Kameras
- Vorteile der Messsucherkameras und warum sie Kult wurden
- Die legendären Leica FotografInnen
- Ist eine Leica Messsucherkamera ihr Geld wert?
- Nachgedanken: Der Flügel und das Xylophone
Wer sich im Vornherein damit auseinandersetzen möchte, warum man überhaupt auf Film fotografieren sollte, der kann das hier nachlesen.
Wo die Messsucherkamera herkommt
Im Jahr 1913 erfand Oskar Barnack eine tragbare, kleine Fotokamera, die auf Kinofilm fotografierte: Die “Ur-Leica“. Diese kam mit einem neuen Bildverhältnis von 2×3 oder 36×24 mm, damit wurde das klassische 35-mm-Format erfunden und ein Bildverhältnis, das auch heute noch in den meisten Digitalkameras zu finden ist, bzw. deren Sensoren.
Ganz allgemein hier ein überblick über gängie Seitenverhältnisse und wo sie zu finden sind:
Die Entwicklung der ersten Leica oder wie ihr Erfinder sie nannte; der Liliput kam nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs zum Stillstand. Wie viele deutsche Hersteller verlagerte auch Leica während der Weltkriege ihren Schwerpunkt auf die Produktion für das Militär.
Nach dem Krieg wurde die Leica 1 1925 produziert und zeichnete sich schnell als ein großer Erfolg ab, und das aus gutem Grund. Der praktische 35-mm-Film ermöglichte es, die Filmrollen selbst zu wechseln und das kompakte, leichte Design machte die Leica zu einem beliebten Begleiter.
Um das Fokussieren beim Fotografieren zu erleichtern, fügte Leica dem ersten Modell das Messsucherzubehör hinzu, das mit den späteren Versionen vollständig in die Kamera integriert wurde. Mit der Leica 2 kamen dann auch Wechselobjektive hinzu, die FotografInnen viel Vielseitigkeit boten.
Die Aspekte des Entfernungsmessersystems und seine Konkurrenz
Messsucherkameras verwenden ein Parallax-Sucher, was bedeutet, dass sie zwei überlappende Bilder verwenden um den Fokus scharf zu stellen. Es ist ein wenig gewöhnungsbedürftig und kann manchmal schwierig sein, da man nicht immer gerade Linie in einer Komposition hat oder ein Auge auf den doch kleinen Messsucher teilweise schwierig zu entdecken ist.
Aber es dauerte nicht lange, bis die nächste große Kamera-“Innovation” auf der Wunschliste landete: Denn Spiegelreflexkameras wurden weniger kompakter und erschwinglicher. Ein berühmtes Beispiel ist die 1928 vorgestellte Rolleiflex-Kamera. Das waren an sich keine neuen Erfindungen, aber sie waren vorher zu sperrig und wurden mit abnehmender Größe immer attraktiver.
Messsucherkameras mussten also mit Spiegelreflexkameras oder TLRs (Twin-Lens-Reflex) konkurrieren. Aber diese beiden neuen Kameratypen mit Spiegelmechanismus hatten etwas auf Lager, was Messsucherkameras nicht hatten.
Anstelle der Spiegelreflexkameras oder TLRs, die einen direkten Blick vom Sucher in das Objektiv bieten, haben die Messsucherkameras keinen Spiegelmechanismus, was bedeutet, dass der Fotograf durch einen Sucher blickt, der nicht mit dem an der Kamera montierten Objektiv verbunden ist: Was uns zum wohl größten Nachteil des Kamerasystems bringt.
Nachteile des Messsuchersystems im Vergleich zu anderen 35-mm-Kameras
Diese Art des Seherlebnisses ist für uns etwas schwer zu verstehen, da wir außerhalb von Messsucherkameras nicht wirklich damit in Berührung kommen. Innerhalbt des Suchers werden Rahmenlinien als indikatoren genutzt um zu zeigen was im Bild ist und was nicht.
Das heißt, wenn man ein 50-mm-Objektiv auf der Kamera hat, ist das, was man durch den Sucher sieht, nicht das, was auf dem endgültigen Bild zu sehen sein wird – sondern nur das, was im Rahman der Linien ist. Klingt kompliziert, ist es auch.
Mit einem Hebel an der Kamera wechselt man zwischen Rahmenlinien von 28 mm bis 135 mm, das ist gerade zu Begin verwirrend und kontraintuitiv, weil man es gewöhnt ist, dass was man durch dem Sucher sieht auch 1 zu 1 zu fotografieren. Tatsächlich verfügen viele Objektive im Messsuchersystem über einen eigenen Sucher, um dieses Problem zu beheben, aber nicht alle.
Im übrigen sind die Rahmenlinien für Festbrennweiten, die Verwendung von Zoomobjektiven ist innerhalb dieser Mechanik offensichtlich schwierig. Das ist ein weiterer Nachteile des Systems; fehlende Zoomobjektive (wenn man sie überhaupt verwendet).
Gleichzeitig kann man auch nicht die Schärfentiefe des Objektivs oder die Vergrößerung sehen, die es bietet. Tele-Objektive sind also ohne eigenen Sucher montiert, nicht wirklich praktisch in diesem System.
Ein langsames und einschränkendes fokusieren
Wie bereits erwähnt, arbeitet das Messsuchersystem beim Fokussieren mit zwei überlappenden Bildern, eines ist im Sucher fixiert und eines wird durch den Fokusring am Objektiv bewegt, sobald sich die beiden Bilder überlappen und ausrichten, ist das Bild scharf. Und es gibt gute Gründe, warum dieses System nicht populärer wurde als Spiegelkameras.
Erstens ist die Verwendung dieses Fokussiermechanismus langsam und hat seine Grenzen, in der Makrofotografie, um genau zu sein, funktioniert dieses System nicht, es ist einfach nicht dafür gebaut so nah an sein Motiv heranzugehen.
Zweitens muss jedes Objektiv, das breiter als die Ränder des Suchers ist, entweder blind geschoßen werden (ein ziemlich riskantes fotografieren, könnte aber Spaß machen) oder mit einem separaten Sucher verwendet werden, der das Verhältnis des Objektivs abdeckt. Es sei denn, das Objektiv verfügt über einen eigenen Sucher.
Hinzu kommt, dass diese Kameras und Objektive des Luxusherstellers Leica im Vergleich zu anderen Filmkameras immer noch extrem teuer sind. Natürlich bekommt man eine erstaunliche Qualität und die Kameras werden auch heute noch gewartet, aber rechtfertigt das den hohen Preis, zumal auch ihr Nutzen begrenzt ist?
Fehlende Funktionen und eingeschränkte Nutzung
Bei einem so ordentlichen und kleinen Design wurde auch der Filmlademechanismus ziemlich minimalistisch gehalten. Die meisten Messsucherkameras verfügen nicht über elektronische Filmvorschubmechanismen, Hochgeschwindigkeitsaufnahmen von Bildern oder die Möglichkeit, Doppelbelichtungen zu machen.
Einen Autofokus gibt es bis heute auch nicht und ich glaube nicht, dass er irgendwann hinzugefügt werden soll, aus Prinzip.
Das ist vielleicht nicht die größte Abschreckung für die meisten professionellen FotografInnen, die ihre Kameras für einen bestimmten Zweck kaufen, aber definitiv für technikhungrige VerbraucherInnen, die die neueste Technik nutzen möchten.
Ein großer Vorteil hingegen ist, dass diese Kameras keine Energiequelle benötigen, um zu funktionieren, abgesehen vom Belichtungsmesser: Alles ist mechanisch und hochwertig verbaut, also altern diese Kameras auch sehr gut. Das ist nicht der einzige Vorteil, den das System mit sich bringt.
Vorteile der Messsucherkameras und warum sie Kult wurden
Inzwischen lässt sich wahrscheinlich erahnen, warum SLRs oder TLRs nach ihrem Erscheinen auf dem Markt eine starke Konkurrenz waren. Aber Messsucherkameras werden auch heute noch hergestellt, sie sind die teuersten 35-mm-Kameras auf dem Gebrauchtmarkt und Leica, reproduziert seit 2022 eine ihrer klassischen Messsucherkameras, der M6. Sie müssen also irgendeinen Nutzen haben, um ihre Relevanz zu erklären, oder?
Wenn es um Nachteile des Messersystems geht, kann man es auf einen zentralen Aspekt reduzieren: Das Seh-/Fokussiererlebnis und fehlende Funktionen. Aber das ist etwas, woran man sich gewöhnen kann, vor allem, wenn man seine Ausrüstung für bestimmte Zwecke verwendet und viel Erfahrung in der Fotografie hat, so wie professionelle FotografINnen. Und diese schätzen die Messsucherkameras aus mehreren Gründen.
Das kompakteste 35-mm-Filmsystem auf dem Markt
Messsucherkameras, da sie keinen eingebauten Spiegelmechanismus benötigen, benötigen viel weniger Platz als ihre SLR-Verwandten, die Objektive können auch viel kompakter, kleiner und leichter gebaut werden, da sie näher am Film sein können, der belichtet wird, anstatt den Abstand ausgleichen zu müssen, den der Spiegel zwischen Kamera und Objektiv schafft.
Der andere Grund, warum sie mit weniger Platz gebaut werden können, ist, dass sie in die Kamera hineinreichen können, da es keine Mechanismen gibt, die den Platz brauchen, Mechanismen, wie ein Spiegel. Da es eben diesen auch nicht gibt, der auf und ab schlägt, um Platz für das Licht zu schaffen, das sich in die Chemikalien eines Films einbrennt, können FotografInnen ihre Motive während der Aufnahme klar sehen, anstatt einen schwarzen, verdeckten Sucher durch einen hochgeklappten Spiegel.
Das Motiv während der Aufnahme für den Bruchteil einer Sekunde zu sehen, ist vielleicht nicht sehr relevant, aber der fehlende schlagende Spiegel lässt die Kamera das Bild auch ein kleines bisschen schneller aufnehmen, aber es war nicht der einzige schnelle Aspekt, den dieses Kamerasystem hat.
Die schnellsten Objektive wurden für das Messsuchersystem produziert
Das Leica noctilux erscheint 1966 mit einer beeindruckenden Blende von f1,2, 2008 übertraf Leica diese sogar noch, da sie ein noctilux-Objektiv mit f0,95 produzierten. Offensichtlich sind das die teuersten Leica-Objektive, und sie sind für das Messsuchersystem gemacht.
Canon war jedoch schneller und produzierte bereits 1959 ein 50 mm f1.2 Objektiv, aber auch für das M-Mount, also das Leica-Messsucherbajonett, das auch heute noch relevant ist. Natürlich können wir nach heutigem Standard ähnliche lichtstarke Objektive für verschiedene Kamerasysteme kaufen und/oder den ISO-Wert anpassen, um bei schlechten Lichtverhältnissen leichter zu fotografieren.
Generell lässt es sich übrigens sehr viel einfacher fotografieren, wenn man gelernt den Manuellen Modus verstanden hat, mehr dazu gibt es hier.
Wenn es aber um ein kompaktes, kleines Design geht, eine hochwertige Bauweise, die so schnelle, mit schlechten Lichtverhältnissen kompatible Objektive bietet, die auch extrem kompakt und hochwertig sind; gibt es fast nichts, was mit den Messsucherkameras von Leica mithalten kann. Und das ist es, was dieses System für Profis bis heute so relevant macht.
Den Traum für die Straßenfotografie
Wenn es um Straßenfotografie geht, sind Messsucherkameras genau das Richtige. Wenn man alltägliche Alltagsmomente fotografieren möchte, muss man schnell und im besten Fall auch diskret sein, denn bei der Straßenfotografie geht es um Authentizität, in diesem Sinne möchten man auch nicht, dass die Motive einen zu früh bemerken.
Mit einer Messsucherkamera wird man generell je länger man sie benutzt immer schneller und effizienter, es ist ein System mit den man durchaus wachsen kann. Dabei lädt dieser Kameratyp auch dazu ein Bilder zu schießen ohne dabei den Sucher verwenden. Denn die meisten Objektive sind sowieso in Weitwinkel und eine Dinstanzmarkierung auf dem Fokusring macht es möglich Bilder aufzunehmen, auch wenn die Kamera um den Hals auf Brusthöhe hängt.
Mein Entfernungsmesser Kemera, die M4P (P steht für professional), wurde direkt an JournalistInnen vermarktet, mit einem extra leisen Verschluss, um heimliche Bilder zu machen, während die Kamera aus der Hüfte fotografiert wird.
Alles Faktoren die einige talentierte Straßen- und DokumentarfotografInnen angezogen haben, die dazu beitrugen, dass die Messsucherkameras berühmt und begehrt wurden.
Die legendären Leica FotografInnen
Ara Güler alias das Auge von Istanbul, Steve McCurry einer der einflussreichsten Fotojournalisten, Nan Goldins unglaubliche soziale Kommentarfotografie oder wie wäre es mit Sebastiao Salgado und seine unvergesslichen Dokumentationen: Sie alle verwendeten Leica Messsucherkameras.
Was natürlich nicht nur ihren Ruf förderte, sondern sie auch sehr beliebt machte. Und Leica ließ sich die Chance nicht entgehen und vermarktete damit ihre Kameras, die mit vielen, vielen weiteren Profis in Verbindung gebracht wurden. Was dazu führte, dass das System noch mehr Bekanntheit erlangte. Und damit noch mehr Wert.
Es ist nicht so, dass professionelle FotografInnen nur Leica M-Mount-Kameras verwendet haben. Vivan Maier hat Rolleiflex verwendet, Peter Lindbergh hat hauptsächlich Nikon benutzt und nicht zu vergessen der deutsche Fotograf Martin Schoeller, der Hasselblad verwendet. Aber offensichtlich haben die Leicas Rangerfinder-Kameras Spuren hinterlassen.
Ist eine Leica Messsucherkamera ihr Geld wert?
Natürlich wird das sehr meinungsbasiert sein, aber gleich vorweg: Nein, ich glaube nicht, dass diese Kameras den Preis wert sind, der derzeit erwartet wird. Besonders weil das Interesse an Filmkameras ist in den letzten Jahren massiv gestiegen ist und den Preis in die Höhe geschoßen hat. Wenn man in einigen Foren aus dem Jahr 2014 stöbert, kann man schnell feststellen, dass diese Kameras mit Objektiven damals für unter 1000 Euro verkauft wurden. Inzwischen kosten sie teilweise das dreifache.
Und wie es bei Trends so ist, werden die Menschen irgendwann das Interesse verlieren und zu den Vorteilen der digitalen Fotografie zurückkehren. Der derzeitige Mangel an diesen Kameras, bzw. der Preis, ist nur darauf zurückzuführen, dass soviele Menschen eine haben wollen, wenn sich weniger Leute für diesen Teil der Fotografie interessieren, dann wird der Wert auch wieder sinken.
Und der Hype um Kameras ändert sich ständig, aktuell sind Filmkameras begehrt aber zum Beispiel werden seit letztem Jahr alte Digitalkameras immer hipper, was bedeutet, dass sie als nächstes auf dem Gebrauchtmarkt teurer werden. Der Wert bestimmter Kameras kann auch stark davon abhängen, wer über sie spricht, in den letzten zwei Jahren haben ein paar bekannte Youtuber die Pentax 6×7 angepiesen und der Preis der Kamera hat sich verdoppelt oder sogar verdreifacht.
Darüber hinaus hat Leica gerade die M6 wieder auf den Markt gebracht, die bei weitem das beliebteste Modell unter den Messsucherfilmkameras ist. Was in dem Sinne gut ist, dass es Ersatzteile für Reparaturen geben wird, aber nicht so gut für den Wert der älteren Leicas, da potenzielle Käufer sich vielleicht lieber für eine brandneue Filmkamera entscheiden. Und es gibt einen noch viel größeren, elementaren Grund, warum Filmfotografie wieder an Beliebtheit verlieren wird.
Filmfotografie wird generell zu teuer
Eigentlich sind alle Filmkameras ziemlich wertlos, wenn man sie nicht benutzt, aber der Einsatz ist in den letzten Jahren immer teurer geworden. Ich kann mich erinnern, dass es 2023 um diese Zeit fast unmöglich war, einen 35-mm-Farbfilm zu bekommen, weil die Produktion schlicht nicht mit der Nachfrage mithalten konnte und deswegen viele FotoggrafInen anfingen Filme in ihren Kühlschränken zu horten. Weil sie Angst hatten, dass die Preise für Filme steigen würden, und sie hatten Recht (selbsterfüllende Prophezeiung am I right).
Mitte 2022 bestellte ich Kodak Image Pro im Fünferpack und zwei Cinestill 400d, ein ganzes Jahr lang bekam ich Mails, dass der Film geliefert wird, sobald er auf Lager ist und 14 Monate nach meiner ursprünglichen Bestellung war er es endlich.
Mitte 2022 habe ich für die sieben Filme 72,79 Euro bezahlt, heute Anfang 2024 würde ich 124,98 Euro bezahlen, das ist praktisch fast doppelt so teuer. Und das ist nur der Preis für Film, zusätzlich gibt es noch die Entwicklung und das Scannen, also ich kann nicht mehr so viel Film fotografieren, wie ich es getan habe, und vielen FotografInnen, die ich kenne, geht es nicht anders.
Verzweifelt schauen wir auf die Cinestill 120 Filmrollen, da wir uns nicht trauen, sie aufzubrauchen. Wenn ein einzelnes Mittelformatbild aufnehmen etwa drei, oder ein 35-mm-Bild einen Euro kostet; Das summiert sich das mit der Zeit und lässt einen zweimal darüber nachdenken, ob man wirklich in Filmfotografie investieren möchte.
Wenn man wegen der Filmoptik und dem Erlebnis einsteigen möchte, kann man sich heute einfach eine Polariod-Kamera kaufen, ein Foto mit dieser kostet etwas weniger als zwei Euro und sie kommen direkt vor Ort aus der Kamera. Warum sollte man sich überhaupt die Mühe machen, den Film an ein Labor zu schicken und auf die Bilder zu warten, wenn ein Polaroid billiger ist?
Rechtfertigt die Bildqualität den hohen Preis?
Meinerseits ein ganz klares Nein. Ich finde nicht das eine Leica M-Filmkamera die tausende von Euros wert ist, für die sie im Moment gehandelt werden.
Sicher, es hat natürlich was mit der gleichen Ausrüstung wie so viele Profis zu fotografieren. Die Kameras suchen im Punkto Design und Mechanik ihresgleichen. Die Objektive gehören zu den besten Objektiven der Welt und erzeugen wunderschöne Farben, Schärfe und Bokeh und ich denke man kann unsagbar viel, gerade im Portraitbereich, mitnehmen wenn man auf Film fotografiert, mehr dazu hier.
Die Kameras sind sogar so schön, dass man vielleicht nicht überall damit herumlaufen möchte, da viele Leute um den Wert dieser Kamera wissen und Überraschung, wenn man mit ein paar tausend Euro um den Hals authentische Straßenfotografie machen möchte, kann das je nach der Umgebung auch schnell schief gehen.
Aber es gibt andere Kameras da draußen und sie kosten nur einen Bruchteil einer Leica-Filmkamera, dafür sie kommen mit mehr Optionen, Funktionen oder Gimmicks, mit denen es Spaß macht, herumzuspielen. Und vorallem, die auch richtig gute Bilder produzieren können.
Letzten Frühling habe ich meine Leica M4P und eine Point-and-Shoot-Kamera, die meine Schwester auf einen Festival im Matsch gefunden hatte, mit nach Spanien genommen. Hier ist der Vergleich:
Ich habe das Gefühl, dass diese Bilder den Unterschied in der Bildqualität zeigen, vor allem in den Farben und der Dynamik, aber was ist mit diesem:
Sieht das nach einem Qualitätsunterschied aus, für den man gerne 3000 Euro ausgibt? Ich glaube nicht.
Nachgedanken: Der Flügel und das Xylophone
Genauso wie das Spielen auf einem Flügel für MusikerInnen inspirierender und mehr Spaß bringen kann als auf einem E-Piano mit gebrochenen Tasten – werden einige FotografInnen mit dieser Art von Kamera vielleicht bessere Bilder machen oder mehr Freude an der Fotografie allgemein haben.
Aber auf die gleiche Weise können andere MusikerInnen beim Babysitten auf einem Xylophon äußerst kreativ werden, so wie einige FotografInnen den größten Spaß daran haben, mit einer 30-Euro-Point-and-Shoot-Kamera herumzuspielen und interessantere und spannende Arbeiten zu produzieren. Warum ich mich generell mit Film Fotografie auseinander gesetzt habe kann man übrigens hier lesen und was ich vorher gerne gewusst hätte hier.
Aber zurück zum Thema, wenn man darüber nachdenkt, in das Messsuchersystem einzusteigen, warum nicht mit einer günstigeren Version, bevor man in eine Leica-M-Kamera investiert, wie z. B. die Canonette 28, ein lichtstarkes Objektiv, kompakt und sehr stilvoll.
Ich hoffe, der Artikel hat dir weitergeholfen und als nächstes sind Spiegelreflexkameras an der Reihe. Ich habe auch einen Artikel über meine schmerzhaften Erfahrungen mit der Pentax 6×7 geschrieben, den gibt es hier.