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Aus einer Passion einen Job machen, Part III: Gefangen im monetären Hamsterrad

Selbstbewusstes Portrait einer Schauspielerin in München geschoßen von dem Fotografen Daniel Stein

Das Phänomen ist kein seltenes und trifft auf fast alle Lebenslagen zu, wenn man etwas versteift möchte, dann scheint es schier unmöglich es zu bekommen. Alan Watts fand eine Lösung zu diesem Phänomen in dem “Backwards Law“, was im Endeffekt besagt, je mehr Kontrolle man loslässt, wirklich loslässt, desto mehr Energie setzt man frei, die sonst darin fließt, eben genau diese Kontrolle zu erlangen/ zu behalten. Oder einfacher gesagt; “Stop trying to get it, and you’ll have it“, bzw. wie es die Ärzte gesungen haben “du bist immer dann am besten, wenn es dir eigentlich egal ist”.

Damit ist nicht etwa ein Live-Hack gemeint, bei dem man sich einredet, man möchte etwas nicht und bekommt dadurch genau das. Sondern wirklich, mit ganzem Herzen etwas loszulassen. Nur so zu tun und im Hinterkopf doch darauf zu hoffen, dass man dadurch eben genau das bekommt, funktioniert natürlich nicht.

Das ist im übrigen der dritte Teil einer kompletten Reihe über den Einstieg in die Selbstständigkeit in der Kreativbranche. Den ersten Beitrag über Hardskills gibt es hier zu lesen, man muss nicht von vorne anfangen, die Einträge funktionieren unabhängig voneinander fokusiert auf das jeweilige Thema.

Tee trinken im Auge des Sturms; Freelancing und Einkommen

Leider ist es, gerade im Freelancing Bereich, äußerst schwierig Einkommen nicht zu wollen, nicht, nur wenn Kosten für die Miete, Versicherung und Abos gefährlich nahe rücken und das Konto gerade noch die Einkäufe für das Wochenende deckt. Sondern auch, wenn man einfach für all die Arbeit und das Risiko einen gewissen Lebensstil verfolgen möchte.

Abgesehen von Lebensstil, vielleicht möchte man ja auch mal eine Familie gründen. Im Bild Janina Gründer des Designstudios Philografina.

Weil es mich zwei Jahre gekostet hat, eine mentale Einstellung zu entwickeln, die dagegen immun ist, bei finanziellen Schwankungen in Existenzängste zu verfallen und der Geld-Faktor ein großer ist, ob man dran bleibt am Freiberuflertum oder nicht, soll es in diesem Blogeintrag um Freelancing und das verflixte Geld gehen.

Denn leider macht das, was uns Spaß macht, beruflich auch gerne mal ein zwei Sorgenfalten (oder graue Strähnen; polarblond hat es eine Stylistin mal liebevoll beschrieben).

In diesen Blogeintrag wird es deswegen darum gehen, welche praktischen Maßnahmen, aber auch mentale Dinge man sich an eigenen kann, um dem ein wenig entgegenzuwirken. Eine Übersicht:

Leben ohne festes Gehalt und wie man damit umgehen kann

Wie angenehm ein planbarer Geldfluss ist, wertschätzt man erst, wenn er nicht mehr da ist. Nicht planen zu können, wie viel Geld man für die nächsten Monate zur Verfügung hat, ist eine Herausforderung, organisatorisch und mental.

Zudem, wenn man nicht mit Vorkasse arbeitet wie ich, kommt noch dazu, dass die Bezahlung eines Auftrages, häufig erst Wochen später, nach dem Abschluss des Projekts, auf dem Konto landet. Manchmal hat man auch den Luxus, ein, zwei Aufträge bereits in der Tasche zu haben für die nächsten Monate, nur um kurzfristig doch eine Absage für die Jobs zu bekommen und man fängt wieder bei null an.

Sich gegenseitig helfen; Portraitierte Musiker während der Corona-Krise, als Unterstützung weil sie 2021 nicht auftreten durften. Im Bild die Münchner Gruppe Jogi.

Außerdem, selbst mit einem großen Plus auf dem Konto, wenn man ähnlich tickt wie ich, ist das Geld schneller in ein neues Objektiv investiert, als man “du hast die Umsatzsteuer Vorzahlung vergessen” sagen kann. Es gibt natürlich Maßnahmen, die ein wenig Sicherheit zum Ende des Monats bereiten, auch mit einer finanziellen Voraussicht eines Goldfisches

Strategien, die mir helfen finanzielle Schwankungen zu verhindern und ruhiger zu bleiben:

  • Nebeneinkommen: Ein Nebenjob, der möglichst flexibel ist und nicht zu sehr in den Vordergrund rückt, schafft finanzielle Sicherheit und im besten Fall auch einen gesunden Kontrast (z.B. zwischen geistiger und körperlicher Arbeit).
  • Finanzielle Rücklagen: Leichter gesagt als getan, ich weiß aber generell, wer es schafft, ein bisschen Einkommen beiseite zu legen als Puffer ist klar im Vorteil (bekomme ich nie hin daher…).
  • Saisonale Schwankungen: Es gibt bei vielen Berufsgruppen so etwas wie eine Hochsaison und Tiefs, bei HochzeitsfotografInnen ist im Sommer viel los, der Januar nach Neujahr ist für viele Unternehmen und Selbständige hingegen Ruhephase. Durch Erfahrung in der Branche oder auch Recherche kann man im Vorfeld planen und sich absichern.
  • In Vorkasse gehen oder Zwischenrechnungen: Gerade bei größeren Projekten, die sich über Monate ziehen, hilft es dir, aber auch deinen AuftraggeberInnen eine Zwischenrechnung zu stellen, das schafft eine Zwischenbilanz und kann dich durch den Monat bringen. Gleich in Vorkasse zu gehen und die Hälfte des Auftragsvolumens zu Beginn einzukassieren kann auch helfen, macht meiner Meinung nach aber eher bei größeren Produktionen Sinn.
  • Nicht auf verspäteten Zahlungen ausruhen: Es ist leicht sich auf kommenden Zahlungen auszuruhen, wenn zum Beispiel noch 2000 Euro ausstehen von einem Job der Wochen her ist. Klar das Geld kommt und das ist erstmal entspannend, trotzdem ist das Geld, welches nicht in momentanen Monat erwirtschaftet wird.

All diese Tipps setzen aber eines voraus, dass man überhaupt weiß, wie viel man erwirtschaften muss und das zu wissen ist super essenziell, damit die ersten Schritte in der Selbstständigkeit nicht in Richtung Klippe gehen.

Was brauche ich mindestens und wo will ich hin

Im Endeffekt gibt es einen minimalen Betrag, den man jeden Monat schlicht verdienen muss, um sich über Wasser zu halten und leider starten viele FreelancerInnen ihre Karriere als ein Side Hassle, weswegen sie mit Preisstrukturen starten, die kaum das mindeste abdecken.

Es hilft sich im Vorfeld das minimal benötigte Einkommen auszurechnen und tatsächlich, so früh wie möglich, Buch zu führen, ob man denn genug verdient. Klingt super trocken, aber eine Haushaltsrechnung, ein Businessplan oder eine rudimentäre Buchhaltung gleich zu Beginn, ist nicht nur hilfreich, sondern schafft auch die Basis für ein gesundes Wachstum und schützt vor Selbstausbeutung.

Wenn ich mich “ausbeute”, dann bitte nur wenn es ein Herzensprojekt ist, wie bei dieser Fashionshow vom Münchner Sozialverein Bellevue di Monaco.

Außerdem ist es langfristig nicht wirklich so geil, nur zu überleben. Irgendwann möchte man auch soviel Geld verdienen, um wieder entspannt in den Urlaub zu fahren, sich mal etwas zu gönnen oder (wer weiß) etwas beiseite zu legen für den Lebensabend, in etwas Größeres investieren.

Die Handwerkskammer bietet zum Beispiel kostenlose Beratungen für die Erstellung eines Businessplans an, für sämtliche Starter in die Selbstständigkeit im Handwerksbereich, es lohnt sich sehr diese zu nutzen, weil sie einen zwingt auch mal aktiv in die Zukunft zu spähen und Meilensteine zu setzen, wo man sich wann finanziell sieht.

Dein neuer Stundenlohn ist nicht so gut wie du denkst

Es ist für mich immer noch unfassbar, wie wenig ich in der Vergangenheit für meine Leistungen verlangt habe, einfach weil ich die Einstellung hatte: “Wow, das sind ja (bspw.) 50 Euro die Stunde, soviel habe ich noch nie verdient“.

Ja, wenn man das doppelte verdient pro Stunde als in seinen 9/5 – Job, klingt das erstmal gigantisch, aber wenn man im Schnitt drei Aufträge im Monat hat und den Rest der Zeit damit beschäftigt ist irgendwie herauszufinden, wie man mehr Arbeit bekommen könnte, dann bringt einem der höhere Stundenlohn leider GAR nichts.

Am Anfang der Selbständigkeit waren nicht gerade die größten Trips drinnen, Wien aber alle mal.

Die Frage ist vielmehr, wie viel Geld möchte ich monatlich haben und wie viel muss ich bei meinem jetzigen Auftragsvolumen die Stunde verlangen, um das zu verdienen. Wenn man dann pro Stunde 400 Euro für ein Portraitshooting verlangen müssen, dann hilft es sich zu fragen, wie viel möchte ich in Monat arbeiten und wie viel müsste ich dafür die Stunde verlangen.

Gerade zu diesen Thema habe ich sogar einen seperaten Blogeintrag geschrieben, in dem ich darauf eingehe, warum man bei professionellen FotografInnen mehr zahlt als beim Studio um die Ecke.

Im Fall von zweiteren, lieber weniger gut bezahlte Jobs zu Beginn mit einem Nebenjob auffangen, als schlechter bezahlte Jobs auf Maße annehmen. Einfach aus dem Grund, weil man sich mit seinen Preisen bei seiner Kundschaft etabliert und jeder im Freelancing Bereich wird dir bestätigen, dass eine Preiserhöhung bei Stammkundschaft nicht mit Euphorie angenommen wird.

Transparente und wertige Angebote schaffen einen Kundenstamm mit dem man arbeiten möchte

Eines kann ich garantieren, das Leben als FreelancerIn wird mit den Jahren nicht günstiger, sondern teurer. Es kommt also ohne große Überraschung, dass Leute, die länger in einem Freelance-Bereich arbeiten, häufig mehr verlangen. Ich war überrascht, wie offen viele Auftraggeber für höhere Vergütungen meiner Leistungen gewesen sind, wenn ich diese transparent präsentiert und erörtert habe oder selbstbewusster hinter meiner Arbeit gestanden bin.

Pressekonferenz BioBienenApfel in München im Seehaus im Englischen Garten.
War auch einen Versuch wert, Pressefotografie, jedoch nur bezahlt zu werden, wenn die Bilder schnell und als erstes im Netz stehen, ist ein taffes Konzept.

Das setzt natürlich voraus, dass man weiß, wie viel man wert ist, mehr dazu in meinem zu vorigen Blogeintrag über Softskills und Gesundheit als FreelancerIn.

Welche Arbeit steckt drinnen, was wird alles gemacht, wie viel Zeit investiert, welche Ausrüstung und Qualität wird geliefert, all das sind Faktoren, die man KundInnen bei der Erstellung eines Angebots detailliert aufführen kann und sollte.

In der Vergangenheit ist es mir passiert, dass ich nach Abschluss eines Projektes bei einem Feierabend-Bier erfahren habe, dass theoretisch fast das doppelte Budget für meine Leistung drin gewesen wäre. Bei der Zusammenarbeit mit einer etablierten Werbeagentur in München, wurde ich finanziell und bezüglich der Bildrechte dermaßen über den Tisch gezogen, dass ich mich noch heute über meine Naivität ärgere.

An dem Punkt ein praktischer Tipp; bei Agenturen darauf bestehen, dass sie den versprochenen Vertrag durchschicken und bis sie es getan habe, nichts per Mail bestätigen, was man vertraglich festhalten möchte und schon gar nicht, den Job durchziehen, mit dem Vertrauen der Vertrag wird direkt nach dem Auftrag zugeschickt.

Eines, was ich schmerzhaft lernen musste, mein Angebot, meine Preisgestaltung, wirkt sich unmittelbar darauf aus, wie ernst ich als Fotograf genommen werde. Sich unter Wert zu verkaufen rächt sich nicht nur in der Art, wie man als FotografIn behandelt/wahrgenommen wird, sondern wirkt sich mies auf die gesamte Branche aus und schafft meiner Erfahrung nach, kaum Folgeaufträge.

Absurderweise hat es sich immer wieder bestätigt, je mehr meine Kundschaft bereit ist zu zahlen, desto weniger Arbeit schafft mir der Job und umso wahrscheinlicher ist eine Kommunikation auf Augenhöhe.

Inzwischen verliere ich in etwa ein Drittel potenzieller Projekte nach der Erstellung eines Angebots und ich freue mich darüber. Setzt natürlich auch voraus, dass man genug Angebote rausschicken kann und dabei hilft der nächste Punkt.

Offen bleiben für Arbeitsbereiche, in denen man sich vielleicht nicht gesehen hat

Für mich war zu Beginn der Selbständigkeit klar, ich möchte Portraitfotografie im available light Stil, am besten nur mit SchauspielerInnen, KünstlerInnen und dokumentarische Fotoreihen nebenbei produzieren. Was ich nicht machen wollte, war Studiofotografie, Hochzeiten oder Produktfotografie. Im Nachhinein kommt mir das genauso realistisch vor, wie eine Bäckerei zu eröffnen und ausschließlich Croissaints anzubieten. Klar, das kann funktionieren, aber nicht jeder Backbetrieb ist ein Julius Brandtner, bei dem jeden Sonntag die Schlange um die Straßenecke ansteht.

Einer meiner Lieblingsjobs dieses Jahr, Headshots mit DeepC in München.

Heute generiere ich einen Großteil meines Einkommens durch professioneller Headshot-Fotografie für Großunternehmen, mit einem mobilen Studio. Klar, das war nicht mein Traumberuf, wie ich ihn mir zu Beginn vorgestellt habe, trotzdem bin ich heute sehr zufrieden damit. Wenn ich jetzt zurückblicke auf meine ersten Einträge zum Thema Selbstständigkeit, merke auch in dem Zusammenhang auch, es ändert sich ständig.

Dieses Jahr kamen beispielsweise auch einige Portraitaufträge, Reportage, Videoproduktionen dazu, aber sich nur darauf zu reduzieren wäre finanziell schwierig geworden und ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, ob mich das so erfüllt hätte, wie ich es zu Beginn gedacht habe.

Wir denken wir wissen was uns liegt, aber es ist nicht in Stein gemeißelt

Zum einen habe ich komplett unterschätzt, wie viel Herausforderung bei der Arbeit mit einem mobilen Studio mit Großunternehmen entsteht und wie viel Spaß diese bringt, von er Planung, der Kommunikation und der Wertschätzung. Zum anderen, schafft diese finanzielle Sicherheit, aus dieser gut bezahlten Nische, Freiheiten, Projekten nachzugehen, die ich für meine kreative Ader umsetze.

All das wäre nicht möglich, wenn ich nicht offen gewesen wäre, mein Fachwissen einfach mal in einem Bereiche einzubringen, in dem ich mich zu Beginn der Selbständigkeit nicht gesehen habe. Heißt allerdings nicht, dass das für jeden zutreffen muss.

Ganz am Anfang habe ich noch gehofft ich kann mein Geld mit Reisefotografie verdienen, vielleicht versuch ichs kommendes Jahr noch mal. Aufgenommen in Japan Tokio.

Die Einstellung kann man haben, muss man aber nicht, für mich Stand immer das Handwerk und die Neugier für andere Bereich der Fotografie im Vordergrund. Das ist natürlich hochindividuell, wer nur mit einer Sorte von Brötchen sein Einkommen verdienen möchte, der kann es natürlich auch schaffen.

Es ist immer leichter aus einem Überfluss mehr zu generieren als aus einem Mangel

Es gibt immer mal wieder Phasen, in denen scheint es einfach super zu laufen! Die Aufträge sind gesichert für die nächsten Wochen, die Zahlungen überschwemmen das Konto und man liebäugelt mit der nächsten großen Investition. Gerade dann, neigt man dazu sich ein bisschen zurückzulehnen, sich auf die Schulter zu klopfen und sich endlich mal wieder richtig zu entspannen.

Das ist zwar generell gar nicht verkehrt, Pausen zum Durchatmen sind essenziell, trotzdem darf man nicht vergessen, man ist gerade in dieser wunderbaren Position, dass man nicht dringend Geld/Aufträge braucht. Und wann ist es wohl leichter, mehr Einkommen zu generieren? Wenn das Konto in den roten Zahlen steht oder wenn man den Kopf frei hat?

Natürlich ist es einfacher, wenn man finanziellen Rückhalt hat, deswegen empfehle ich wärmstens, auch wenn oder gerade wenn, das Geschäft gut zu laufen scheint: Unbedingt dran bleiben und weiter machen, das schafft langfristig tatsächliche Ruhepole und Gelegenheiten zu entspannen, anstatt den großen Horror, wenn dann doch wieder turbulenter wird. Wenn es doch turbulent wird, hilft nur eins, ruhig bleiben.

Wie man ruhig bleibt, auch wenn alles zusammen zu fallen scheint (nur finanziell; ich bin kein Guru)

Es war Frühling 2021 Ich war gerade vier Monate komplett in der Selbständigkeit und musste direkt in ein Programm der Agentur für Arbeit eintreten, im November des Vorjahres entschied ich mein Standbein in der Gastro aufzugeben und mich komplett auf die Fotografie zu konzentrieren.

Was ich als Portraitfotograf von der analogen Fotografie mitnehmen konnte, welche Lektionen das sind und für wen es auch etwas sein könnte.
Während meiner Gastro-Zeit konnte ich auch wahnsinnig viel für mein Portfolio machen, erheblich mehr als früher, hier gemeinsam mit dem Model Vera.

Wegfallende Jobs, die volle Wucht der Krankenversicherung und andere neue Unkosten zwingten mich in die Knie und in die Abhängigkeit von Zuschüssen. Das kommende halbe Jahr durfte ich nur bis zu einem gewissen Betrag nebenher verdienen, sonst wäre die Chance auf Förderungen, wie den Gründerzuschuss verflossen.

Obwohl ich natürlich an der Grundstruktur und Basis der Selbstständigkeit arbeitete, lebte ich von der Hand im Mund und es ging mir auf die Nerven. Gefühlt fuhr jeder in den Urlaub, jeder genoss das Leben in vollen Zügen und jeder “hat es geschafft”, nur ich nicht.

Frei von materiellen Statusspiel

Jeden Euro dreimal umdrehen, ständig auf soziale Teilhabe verzichten, keine Rücklagen haben, all das wirkte sich massiv auf mein Selbstwertgefühl aus. Anfang 30 und kaum in der Lage sich selbst zu finanzieren, ein mieses Gefühl und ein andauernder Stress. Bis es plötzlich keines mehr war.

Portfolioaufnahmen des Fotograf Daniel Schubert aus München, Deutschland, geschossen digital und auf Film, aus seiner arbeit als Portraitfotograf, Reisefotograf und Peoplefotograf.
Ich im Hintergrund als ich angefangen habe die materielle Welt loszulassen (überdramatisiert).

Keine Ahnung was der ausschlaggebende Punkt war, vielleicht war ich einfach müde mich übers Geld verrückt zu machen, aber von einer Woche auf die nächste war ich d’accord mit meinen geringen Einkommen, der finanziellen Unsicherheit und meiner unsicheren Zukunft.

Es hat bisher funktioniert, ich bin gesund, ich bin beschäftigt und ob ich jetzt einen Cocktail mit Freunden in deiner schicken Bar schlürfe oder ein Feierabendbier mit meinen Liebsten an der Reichenbachbrücke macht wirklich keinen großen Unterschied mehr.

Ich habe mich auch auf andere Dinge konzentriert, wie zum Beispiel klassische Film Fotografie und konnte wahnsinnig viel davon mitnehmen, mein Schaffen würde immer wichtiger als mein Einkommen.

Ich hab angefangen zu wertschätzen, dass ich gute Connections in meinem sozialen Umfeld habe, dass ich etwas mache, dass mir liegt, dass ich noch soviel Potenzial vor mir habe, dass viel mehr wert ist als ein gut bezahlter Job der mir einen fetten Kontostand 12 Monate im Jahr garantiert.

Die finanzielle Sicherheit kam als sie mir egal war

Und verrückterweise, als ob was dran ist an diesem “Backwards Law” kam alles plötzlich von ganz alleine. Gründerzuschuss, gut bezahlte Jobs, ein lukratives Nebeneinkommen und stetiges Wachstum.

Heute, immer wenn ich merke, es baut sich Druck in mir auf, dass es knapp wird, versuche ich diese Einstellung und Mentalität in mir wiederzufinden und mich daran zu erinnern, dass es klappen wird und ich mich nicht zu verrückt zu machen.

Genauso wie es leichter ist, aus einem Überfluss mehr zu generieren, kann man den Überfluss der an Geld fehlt, auch als ein Überfluss, an Lebensqualität begreifen, als ein Überfluss an Herausforderungen/Möglichkeiten, die vor einem liegen und einfach aus diesem heraus agieren.

Klingt philosophisch, ist es auch, aber wenn man begreift, dass es ein Privileg ist, es so weit geschafft zu haben oder an dem Punkt gekommen zu sein, dass man es wagt und einfach macht, dann was ist bitte ein bisschen finanzielle Unsicherheit. Das Schlimmste was passieren kann, ist nicht pleite zu gehen, sondern konstant Angst davor zu haben.

Ein besonderer Moment für mich war auch meine erste Benefiz-Ausstellung, wie das gelaufen ist, kann man hier lesen.

Selbstportrait des Fotografen Daniel Schubert Stein in München 2021 auf Cinestill t800 in einen Spielgel hinein.
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Picture of a Leica M4P in munich at a skaterpark for a Blog article about 35 mm Rangefinder cameras.

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