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Einstieg in den manuellen Modus

Fotos von dem Model und Personal Trainer Kpaoul in München nahe der Tonnenhalle. Portraits geschoßen während eines Portfolio-Shootings von dem Fotografen Daniel Schubert aka Steins Pictures.

Erst einmal grundsätzliches, wenn ein Bild aufgenommen wird, entscheiden verschiedenste Faktoren, wie das Licht auf den Sensor zur fertigen digitalen Aufnahme verarbeitet wird:

  • Die Blende: Sie bestimmt wie weit das Objektiv geöffnet wird und damit wie viel Licht auf den Sensor trifft.
  • Belichtungszeit: Die Belichtungszeit bestimmt, wie lang das Licht auf den Sensor trifft.
  • Und die ISO-Einstellung: Sie funktioniert als Bildaufheller, wenn die Kamera vermutet, dass ein Bild unterbelichtet ist und balanciert damit zwischen der Blende & Belichtungszeit ein gut ausgeleuchtetes Bild aus (hat allerdings den Nachteil, dass je mehr aufgehellt wird, desto mehr Bildqualität geht verloren).

Im Automatikbetrieb übernimmt die Kamera Einstellungen für diese drei Komponenten völlig selbstständig. Je nachdem welches Motiv man fokussiert, bemüht sich der Autopilot dieses Motiv gut auszuleuchten und möglichst scharf einzufangen.
Zudem haben fast alle Kamerasysteme die Modis:

  • Programmautomatik: Alles auf automatisch, aber der Fotograf hat Kontrolle über die Helligkeit/Dunkelheit des Bildes.
  • Blendenautomatik: Kontrolle über die Öffnung der Blende.
  • Und Zeitautomatik: Kontrolle darüber, wie lange ein Bild aufgenommen wird.

Jeder dieser Modis hat verschiedenen Anwendungsbereiche. Möchte man z.B. trotz sehr hellen Himmel eine Scheune unterhalb des Horizontes hell haben und der Automatikmodus fotografiert diese immer zu dunkel, dann schaltet man in die Programmautomatik. Möchte man eine Blume im Vordergrund scharf, aber den Hintergrund unscharf haben, hilft die Blendenautomatik und möchte man einen Sportler mitten in der Bewegung einfrieren oder Spuren von Autolichtern aufzeichnen, dann ist die Zeitautomatik gefragt. Das folgende Bild wurde mit einer Belichtungszeit von mehreren Sekunden aufgenommen, mit der Kamera auf einem Stativ.

Im manuellen Modus hingegen übernimmt man alles, wie der Name es verspricht, manuell. Das bringt natürlich:

Vor- & Nachteile

des manuellen Modus

– Zu Beginn ist man langsamer, da man alles selbst einstellen muss
– Versteht man die einzelnen Aspekte nicht, kann das Ergebnis ein schlechteres Bild sein, als in anderen Modi
– Langer Lernprozess

– Lenkt zu Beginn von der Bildkomposition ab

– Hat man einmal seinen Stil gefunden, geht es allerdings relativ fix
– Man entwickelt ein besseres Verständnis für die technischen Aspekte der Fotografie
– Man kann das meiste aus seiner Ausrüstung und Kamera herausholen

– Komplette Kontrolle über das Bild & Ergebnis

Für diejenigen, die sich noch nicht an den manuellen Modus herangetraut haben, hier ein paar Praxistipps von mir:

Die Wahl der Blende und Belichtungszeit

Also erstmal, bei schlechten Lichtverhältnissen ist eine weit offene Blende, wie etwa f1.8, immer eine einleuchtende Idee (höhö), da man dadurch kürzer belichten kann und ein geringeres Risiko eines unscharfen Bildes hat. Zudem braucht man keinen hohen ISO-Wert, der unschönes Bildrauschen mit sich bringt. Ein kleiner Blendenwert bringt allerdings den Nachteil mit sich, dass der Schärfebereich kleiner wird, je weiter sich die Blende öffnet, also die Blendenzahl niedriger wird.

Bei einer Blende von f22 zum Beispiel, ist ziemlich alles scharf, was sich im Bild befindet, bei einer Blende von f1.4 (sieht die Kamera übrigens genauso gut wie eine Eule bei Nacht, just saying) hingegen, muss man wahnsinnig genau mit dem Fokus liegen. Moderne Kameras haben zwar häufig einen zuverlässigen Autofokus, der sich automatisch genau auf das Auge fixiert, aber in der Praxis kann der Fokus dann mal knapp drüber auf den Wimpernhaaren liegen und bei einer Brille kann man diesen fast komplett vergessen, was natürlich sehr ärgerlich ist. Deswegen bei einer niedrigen Blende höchst penibel beim Fokussieren sein. Zeit für ein Fallbeispiel, denn ein Bild spricht mehr als 1000 Worte:

Technischer Balanceakt

Bild für einen Blogartikel zum Thema Bildkomposition, manueller Modus und das framing eines Fotos.
Canon RP, 85 mm Festbrennweite mit einer Blende von f1.8, 1/125 Sekunde, 1000 ISO.

Das Foto wurde in einer Münchner U-Bahn aufgenommen. Dementsprechend waren die Lichtverhältnisse relativ dunkel, deswegen die Wahl einer Blende von f1.8. Selbst mit so einer weit geöffneten Blende ist der ISO-Wert bei 1000, was gerade noch verschmerzbar ist. Auch die Bildkomposition gefällt mir gut ABER:

Wenn ihr genau hinschaut ist das Foto leider nicht knackscharf geworden, für den Grund können wir nur spekulieren, denn es ist nicht ganz sicher, ob bei einer Aufnahmezeit von 1/125 Sekunde nicht ein geringer Wackler beim Auslösen der Kamera entstanden oder der Fokus nicht exakt auf dem Auge gewesen ist. Ich tippe allerdings auf einen Wackler. Denn das Objektiv auf der Kamera war ein 85 mm Objektiv und Pi mal Daumen sagt man, die minimale Belichtungszeit ist die Brennweite (f-Wert) mal zwei von einer Sekunde:

85 mm x 2 = 170 ERGO das Foto wäre scharf gewesen bei einer Belichtungszeit von 1/170 Sekunde.

Dieses Foto ist in der Universität München entstanden. Das Licht fällt durch ein großes Fenster im Treppenhaus und ist dadurch sehr vorteilhaft.

In diesem Fall wollte ich das Model durchgehend scharf haben ohne dabei an Qualität einbüßen zu müssen. Das Annie komplett fokussiert ist, liegt an der relativ offenen Blende von f5. Da mein Objektiv in diesem Fall eine 35 mm Festbrennweite hat (35 x 2 = 70 ERGO eine 1/70 Sekunde Belichtungszeit könnte gut gehen), habe ich um ganz sicherzugehen eine Belichtungszeit von 1/100 Sekunde gewählt, damit auch ja nichts unscharf wird. Der dabei entstandene ISO-Wert von 400 schadet dem Bild nicht.

Blende und Belichtungszeit schön und gut, aber gibt es einen leichteren Weg um nicht jedes Mal die ISO anpassen zu müssen?

Belichtungsausgleich statt ISO einstellen

Ganz kurz auf dem Punkt gebracht, ich stelle seltenst die ISO ein. Stattdessen stelle ich die “exposure compensation” (zu Deutsch Belichtungsausgleich) ein. Im Bildschirm der Kamera sieht diese so aus:

Stellt man die ISO im manuellen Modus auf automatisch, richtet sie sich nach den Vorgaben, die man in dem Belichtungsausgleich auswählt. Stellt man die Zahlen auf einen Minuswert, wird das Bild unterbelichtet und die Kamera verringert den ISO-Wert, stellt man die “exposure compensation” in den plus Bereich regelt die Kamera den ISO-Wert hoch und das Bild wird überbelichtet. Behält man den Wert auf 0, dann stellt die Kamera automatisch die ISO auf den optimalen Wert, um das, was im automatischen Fokus liegt perfekt auszuleuchten.

Warum stellt man dann nicht einfach die ISO ein?
Das kann man natürlich auch machen, allerdings spart man sich eine Einstellung mehr, wenn man die ISO auf Automatik von dem Belichtungsausgleich steuern lässt. Zudem kann man ihn flexibel einsetzen: Sind die Lichtverhältnisse schwieriger und man hat Sorge, dass die automatisch eingestellte ISO zu hoch wird, kann man die “exposure compensation” auf einen Minuswert (wie etwa – 0.5 oder 1) stellen.

Dadurch kann ich mich komplett auf Blende und Belichtung konzentrieren und im Nachhinein in der Post-Produktion, wie beispielsweise in lightroom, die unterbelichteten Details aus den RAW-Datein der Bilder wieder zurückholen. Vorausgesetzt man fotografiert in RAW und nicht ausschließlich in JPEG! Im JPEG-Format verliert man leider viele Details, die im Schatten liegen.

Soviel zu unserer kleinen Einführung zu den Basics der Kamera-Einstellungen, wenn man diese Werkzeuge und Möglichkeiten versteht und verinnerlicht stehen einen

Portrait eines Schauspielers geschoßen in Münchnen von den SchauspielerInnen Fotografen Daniel Schubert.
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Bild für einen Blogartikel zum Thema Bildkomposition, manueller Modus und das framing eines Fotos.

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