Wichtige Punkte, die du vor dem Shooting klären solltest

Das wird ein Folgeartikel zu „wie man passende FotografInnen findet„, dieses Mal schauen wir uns im Detail an, was man im Vorfeld aus der Perspektive von KundInnen machen kann, um richtig gute Portraits bei einem Shooting-Termin zu bekommen.
Für was brauche ich die Bilder überhaupt
Es mag banal klingen, aber es ist essenziell: Um das Beste aus einem Fotoshooting herauszuholen, sollte man sich im Vorfeld klar darüber sein, welche Bilder man braucht und wofür sie genutzt werden sollen.
So biete ich meinen Kundinnen im Portrait-Bereich oft an, auch ein paar Business-Bilder aufzunehmen – und andersherum motiviere ich Business-Kundinnen, lockere, private Aufnahmen auszuprobieren. Arbeite ich mit Schauspielenden oder Modellen, analysieren wir gemeinsam den Stil ihrer Agentur, um die Fotos darauf abzustimmen.
Für Headshots in größeren Unternehmen arbeite ich mit einem Fragenkatalog, den ich im Vorfeld abstimme. Mehr dazu später.
Eine klare Kommunikation über die gewünschte Bildwirkung und den Einsatzzweck ist für mich als Fotografin genauso entscheidend wie für meine Kundinnen. Besonders hilfreich: ein Moodboard, das alle auf eine gemeinsame visuelle Linie bringt.
Outfit und Moodboard zusammenstellen
Hat man eine Vorstellung von den Bildern, die man möchte und wofür sie im Endeffekt benutzt werden sollen, geht es daran, Outfits und Hintergründe oder Locations zusammenzustellen, die gut zu dem Shooting passen. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt, aber es gibt Kombinationen, die sich erfahrungsgemäß bewährt haben.
Wenn es beispielsweise um einen Business-Look geht, sind neutrale Farben, Pastelltöne oder Akzente, die zur Haut- und Haarfarbe passen, immer eine gute Wahl.
Natürlich spielt auch der Kontext eine wichtige Rolle. Geht es um Fotos für Schauspielende, darf die Kleidung ruhig mehr Persönlichkeit und Charakter zeigen. Wenn die Bilder dagegen für eine Bewerbung im sozialen Bereich gedacht sind, wirkt ein allzu strenger Business-Look oft unpassend.
Auch die fotografischen Entscheidungen haben großen Einfluss auf das Endergebnis. Ob Weitwinkel, klassischer Portrait-Headshot, unscharfer Hintergrund oder alles im Fokus – je klarer man sich über die gewünschte Optik ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass man genau das bekommt, was man sich vorgestellt hat. Hier ein Beispiel von einem Moodboard und der Umsetzung von eben diesen, von mir und mit Schauspielerin Gabrielle Scheibert:


Vielleicht sollte ich an diesem Punkt anmerken, dass ein Moodboard nicht eine/einen spezielle Fotografin ersetzt. Viele der Bilder in dem gerade gezeigten Moodboard sind z.B. von Elena Zaucke, eine großartige Fotografin wie ich finde. Dennoch bin ich nicht Elena Zaucke und ich möchte auch nicht eins zu eins fotografieren wie sie.
Aus einem gut zusammengestellten Moodboard lassen sich allerdings nicht nur Bildlook, Stimmung und Atmosphäre ablesen, sondern auch Details wie Tageszeit, Bearbeitung und die transportierten Emotionen. Gerade bei speziellen Vorstellungen ist das ein unverzichtbares Werkzeug.
Und wenn man sich noch gar nicht sicher ist, in was für Bildern man sich selbst sieht oder schlicht keine Zeit hat, sich damit auseinanderzusetzen, ist das auch kein Problem. In solchen Fällen hilft es, sich Fotograf*innen mit einem klar erkennbaren Stil zu suchen, der einem gefällt. Ein Blick ins Portfolio reicht oft schon.
Beste Rahmenbedingungen schaffen
Meistens wählen wir FotografInnen aufgrund ihres Portfolios aus. Uns gefällt die Stimmung, die ihre Bilder vermitteln, die Emotionen, die sie einfangen, und wie Menschen auf den Portraits wirken. Doch diese Ausstrahlung hängt nicht nur von der Person vor der Kamera ab, sondern ganz wesentlich von der Beziehung und Wechselwirkung mit der Person hinter der Kamera.
Beim Shooting entscheidet der oder die Fotografin, wann der Auslöser gedrückt wird und welche Momente festgehalten werden. Dabei ist es entscheidend, die Person vor der Kamera anzuleiten, zu ermutigen und in die richtige Stimmung zu bringen. An dieser Stelle leisten übrigens Assistentinnen oft großartige Arbeit, indem sie zusätzlich motivieren oder kleine Details im Blick behalten.
Gerade bei unerfahrenen FotografInnen sehe ich oft, dass sie den perfekten Moment verpassen – diesen kurzen Augenblick, in dem sich jemand authentisch zeigt und für ein paar Sekunden entspannt. Als KundInnen kann man hier übrigens aktiv mithelfen: Indem man schon vor dem Shooting überlegt, welche Emotionen oder Ausstrahlung man transportieren möchte, macht man es allen Beteiligten leichter.
Soll das Bild warm und nahbar wirken? Offen und freundlich? Oder professionell, aufmerksam und akkurat? Diese Klarheit hilft nicht nur dem Fotografierenden, sondern auch einem selbst, weil man sich im Vorfeld bewusst macht, wie man wirken möchte.
Manchmal lässt sich das Shooting auch so planen, dass die Location mit der Bildsprache harmoniert. Ein Schaufensterpuppen-Geschäft für eine Modedesignerin, die roten Samtsitze eines Theaters für einen Schauspieler, solche Kulissen können das Ergebnis nochmal auf ein neues Level heben.

Und wo wir schon bei Rahmenbedingungen sind, kommen wir zu einem Aspekt, der viel zu leicht vergessen wird.
Frisch geschnittene Haare und andere Wohlfühlfaktoren
Es gibt einen guten Grund, warum wir uns vor dem Ausgehen schick machen oder für ein Bewerbungsgespräch unser Hemd doppelt und dreifach bügeln: Wie wir uns fühlen, hat einen direkten Einfluss darauf, wie wir wirken.
Wenn wir uns vor eine Kamera stellen und nicht gerade routinierte Models sind, stehen die Chancen hoch, dass Nervosität und Unsicherheit mitspielen. Bei fast jedem Corporate Shooting gibt es mindestens eine Person, die fest davon überzeugt ist, sie sei absolut nicht fotogen – meist, weil frühere Bilder in solchen Situationen nicht gelungen sind.
Genau solche KundInnen vom Gegenteil zu überzeugen, gehört übrigens zu den kleinen Highlights meiner Arbeit. Denn:
Ich glaube nicht an „fotogen“ als angeborene Eigenschaft, sondern daran, dass es Menschen gibt, die einfach geübter darin sind, selbstbewusst und entspannt vor der Kamera zu wirken. Das ist meiner Meinung nach eine Mischung aus Erfahrung, Übung und Selbstsicherheit.
Natürlich ist es vor einem Shooting kaum machbar, schnell noch einen Model-Posing-Kurs zu belegen oder sich durch x Selbstliebe-Bücher zu lesen, um mit unerschütterlichem Selbstbewusstsein vor der Kamera zu stehen. Aber man kann trotzdem selbst dafür sorgen, dass man sich wohler in seiner Haut fühlt – und das macht einen riesigen Unterschied.
Ein Friseurtermin vorher, ein neues Outfit, eine frische Rasur oder das passende Make-up – je wohler wir uns in unserer Haut fühlen, desto besser klappt es mit einem möglicherweise fremden Menschen, der eine Kamera auf uns richtet. Außerdem ärgert man sich, wenn man später zum Friseur geht und die Fotos eigentlich schon veraltet sind.
Der Rest liegt dann in den Händen des/der Fotografens – und auch hier kann man sich vorher ein gutes Bild machen.
FotografInnen suchen, bei denen man sich wohl fühlt
Die Chemie mit der Person, die die Portraits aufnimmt, sollte stimmen. Klar, professionelle FotografInnen sollten genug Empathie und soziale Kompetenz mitbringen, damit eine entspannte Stimmung beim Shooting entsteht. Aber oft merkt man schon beim ersten Kontakt, wie gut man miteinander klickt – und das macht den Unterschied.
Ist die Unterhaltung ungezwungen, auf Augenhöhe und fließt, dann stehen die Chancen gut, dass das Shooting genauso entspannt verläuft. Klar, das ist bei Messe-Fotografie vielleicht nicht der größte Faktor, aber bei Familienbildern oder professionellen Portraits macht es einen riesigen Unterschied, wenn man auf derselben Wellenlänge ist.

Wenn die Chemie stimmt, traut man sich auch eher, Unsicherheiten anzusprechen, Fragen zu stellen und mehr aus sich herauszugehen. Ganz zu schweigen davon, dass es nach dem Shooting auch noch einen Austausch gibt – und auch hier kann eine angenehme Kommunikation Gold wert sein. Bzw. auch Geld, besonders, wenn es Unstimmigkeiten gibt bei diesem leidigen Thema.
Wissen, welche Nutzungsrechte man braucht
Diesen trocknen Punkt habe ich bewusst an den Schluss gesetzt, aber bitte täuschen lassen, das ist für viele LeserInnen vielleicht der wichtigste:
Wie die Bilder genutzt werden, kann sich auch auf den Preis auswirken, denn kommerzielle Nutzungsrechte oder Werberechte, werden häufig anders berechnet, als solche für das Private. Ich habe von Fällen bei KollegInnen gehört, bei welche im Nachhinein weitere Nutzungsrechte in Rechnung gestellt werden mussten, weil die Bilder anderweitig verwendet wurden als ausgemacht.
In diesem Falle ist es weder für FotografInnen noch deren Kundschaft angenehm. Zahlt die Kundschaft nicht, fühlt sich der/die Fotografin um ihr Einkommen geprellt, verlangt aber der/die Fotografin nachträglich Geld für erweiterte Nutzungsrechte, stößt das, verständlicherweise, sauer bei KundInnen auf.
Erfreulicherweise hatte ich diesen Fall bisher noch nie, allerdings frage ich auch gerne doppelt nach, wie und wofür die Aufnahmen verwendet werden.
Besser Vorsicht als Nachsi… als im Nachhinein ein Gerichtsprozess an der Backe zu haben
Und das ist nicht gang und gäbe, es gibt FotografInnen, die diese Fragen scheuen, weil sie z.B. fürchten der Auftrag könnte platzen, wenn man zusätzlich Nutzungsrechte berechnet. Ganz unberechtigt ist das nicht, es gibt Kundschaft, die ablehnt und sich FotografInnen suchen, die keine Nutzungsrechte berechnen. Bzw. vertraglich von vornherein gar keine festhalten und hier liegt das eigentliche Problem.
Denn empfehlenswert ist das nicht, obwohl man die Aufnahme der Fotos als Dienstleistung bezahlt hat, sind diese immer noch geistiges Eigentum des Fotografierenden. Und hier hat man einen theoretischen Rechtsstreit waiting to happen, wenn man die Bilder weitervermarktet.

Da lohnt es sich entweder in die jeweiligen AGBs zu schauen oder schlicht, vor dem Termin, genau festzulegen wofür die Bilder verwendet werden und einfach die jeweiligen Nutzungsrechte zu bezahlen. Das macht auch Sinn, denn es sollte einen Unterschied auf der Rechnung machen, wenn Bilder für ein privates Fotoalbum produziert werden oder Verwendung in einer großflächigen Werbekampagne finden.
Fallen euch noch Details ein, die im Vorfeld helfen, ein reibungsloses Portraitshooting zu erleben? Schreibt es mir gerne in die Kommentare und wer sich interessiert, wie eine Fotosession bei mir abläuft, der kann hier mehr erfahren.