de

Update, der Weg in die Selbstständigkeit; warum nicht Workshops?

Und da waren es schon drei Jahre, ich raste aus! Drei Jahre intensives Auseinandersetzen mit dem Thema Fotografie und Selbstständigkeit. Dabei habe ich immer noch das Gefühl direkt am Anfang zu stehen, was zwar verrückt klingt, aber wenn man mich besser kennt Sinn ergibt: Denn ich war nie jemand, der sich lange auf Errungenschaften ausruhen konnte. Stattdessen immer auf der Suche und immer dabei eine neue Herausforderung anzugehen. Was übrigens fantastisch mit meiner ausgeprägten Selbstkritik an meiner Arbeit Hand in Hand geht (wenn man sich so ein bisschen hassen möchte).

Also ist es kein Wunder, dass mir weder aufgefallen ist, wie schnell drei Jahre vergehen können, noch dass ich Zeit hatte, über meinen Fortschritt als Fotograf nachzudenken. Es lief und floss alles einfach ineinander. Trotzdem gab es ein paar Anzeichen, dass meine Bilder besser wurden, die selbst mir nicht entgehen konnten.

Zum einen sagten mir plötzlich enge Freunde und Familienmitglieder “Wow, Daniel! Deine Fotos sind so gut geworden, ich würde mich jetzt auch von dir portraitieren lassen!“. Da habe ich mich dann gefragt, warum man mich nicht gestoppt hat, als ich angefangen habe mit der Selbstständigkeit!

Wenn man die Vorbilder eingeholt hat

Aber abgesehen davon, blicke ich inzwischen nicht mehr zu so vielen FotografInnen in meinen Bekanntenkreis auf wie früher. Zum Teil fragen mich inzwischen Kollegen nach Input, die ich früher nach Rat für meine Arbeiten gefragt habe und das fühlt sich immer noch ein wenig komisch, aber auch irgendwie folgerichtig an.

Wo wir dabei sind, mir fällt es inzwischen sehr leicht anderen Tipps und Hinweise zu geben, wenn es darum geht bessere Fotos zu schießen, ganz besonders bei Portraits. Eine Erkenntnis, die sich sehr schleichend entwickelt hat und eigentlich dadurch, dass mich neugierige Freunde, Modelle oder Anwesende beim Shooting ausgefragt haben.

Oder was heißt ausgefragt, eher etwas gefragt und ich habe sie mit Fachwissen zugetextet. Ich kann also stolz sagen, dass sich meinetwegen mindestens zwei Menschen Kameras gekauft haben und inzwischen fotografieren (its something).

Begleitet mich nun schon seit drei Jahren, das Model Eva. Und nein, meine Ausrüstung ist nicht besser geworden.

Es ist an der Zeit Gelerntes revue passieren zu lassen

Als ein fleißiger Hamster im Rad ist mein Blog, mein Notizbuch (welches im Moment leider etwas staubt) und gelegentliche Gespräche die einzige Gelegenheit über Gelerntes als Fotograf zu reflektieren, der Rest, der passiert einfach. Ich bin bereits auf den Dunning-Kruger Effekt eingegangen und ohne jetzt noch einmal zu sehr ins Detail zu gehen, sich bewusst zu werden, was man eigentlich schon alles weiß und gelernt hat ist wahnsinnig wichtig, um seinen eigenen Kenntnisstand realistisch einzuschätzen (oh Gott klang das wissenschaftlich). Ich und der Dunning-Kruger-Effekt sind übrigens alte Freunde.

Erst als jemand auf mich zukam und anfragte, ob ich denn auch coachen würde, stellte ich mir endlich meine Lieblingsfrage: “Ja, warum denn nicht?“. Eine Frage, die ich mir nicht gestellt hätte, wenn ich ein paar Tage zuvor nicht ein ganz besonderes Shooting gemeistert hätte, aber dazu später mehr.

Was herauskam war eine Coaching-Erfahrung, bei der ich am liebsten noch zwei Stunden weiter “unterrichtet” hätte und eine Kundin, die völlig begeistert und motiviert Ihre Portraitfotografie weiterentwickelte. Ein voller Erfolg und auch für mich ein großer Aha-Moment. Ich kann das und vor allem, es macht auch noch sau viel Spaß für alle Beteiligten. Also, warum sollte ich kein Konzept entwickeln?

Lass dir nichts von Tastaturprofis erzählen

Wie viele Fotografen bin ich Mitglied in einigen Facebook-Gruppen und nutze sie generell ziemlich falsch. Ich meine, ich lade Fotos mit bekleideten (!) Frauen hoch oder ganz crazy sogar von Oberkörperbedeckten Männern. Ok jetzt sind Männer zwar nicht so ungewöhnlich, aber haltet euch fest: Keine Schwarz/weiß Portraits und das ganz ohne den Textur-Slider in Lightroom an das andere Ende des Bildschirms zu ziehen. Kein Wunder, dass sich mein Fame auf Facebook ziemlich in Grenzen hält und ich habe ehrlich gesagt überhaupt kein Problem damit.

90 Prozent des Feedbacks in diesen Gruppen bügelt Fotografie auf feste Regelsätze herunter und damit habe ich ein Problem, denn Regeln sind da, um gebrochen zu werden und das gerade bei einem künstlerischen Medium wie Fotografie!
Und da gibt es sie, diese mit Halbwissen aufgeplusterten Hobbyisten, die sich für Profis halten.

Die dir sagen “wäre ein schönes Foto, wenn du nicht nach oben hin zu viel Platz gelassen hättest” oder sich drüber beklagen, wenn du nicht das Gesicht deines Models zum Barbiestandard der Unkenntlichkeit gedogded & burnt hast. Während sie Bilder mit Likes und Lob überschütten, die ein bezahltes topless Model wälzend auf weißer Bettdecke fotografiert mit einem 85 mm Objektiv zeigen.

Ein Thema, das mich übrigens so geärgert hat, ich habe einen kompletten Blogeintrag über gutes und schlechtes Feedback in den Communitys geschrieben.

Guter Rat muss nicht teuer sein

Ich überspitze das Ganze natürlich, auch ich stolpere immer mal wieder über großartige Fotografen und fantastisches Feedback in solchen Gruppen. Ebenso kann dort auch außergewöhnliche Bilder finden und überhaupt, wer entscheidet, was gute oder schlechte Bilder sind? Richtig, der Betrachter und nicht die Ausbildungsstandards eines Berufs, der schon längst kein Ausbildungsberuf mehr ist.

Ich will damit sagen, dass nur solche Bilder zu produzieren, auf welche die Maße steht, zwar schnell Likes einbringt und das ist auch völlig in Ordnung so, einen aber nicht zu einem/einer besseren FotografIn macht und erst recht nicht über Arbeiten von jenen Leuten stellt, die eben nicht den Einheitsbrei produzieren.

Schließlich lasse ich mir auch nicht von einem Starbucks-Mitarbeiter erzählen, wie ich meinen Kaffee zu trinken habe (nichts für ungut).

Sucht euch lieber gezielt einen Fotografen zu dem ihr aufschaut, dessen Stil euch fasziniert und fragt sie direkt nach einem Bildfeedback, in den meisten Fällen bekommt man eine positive Rückmeldung, in seltenen Fällen sogar eine Einladung zum Kaffeetrinken (ist mir schon zwei Mal passiert).

Das Aha-Erlebnis mit einer 70 Jahre alten Kamera

Wenn man sich also das Feedback oder Selbstvertrauen nicht aus Facebook oder Social Media holt, selbst sein größter Kritiker ist und überhaupt nie lange mit der eigenen Arbeit zufrieden ist, woher soll man dann wissen, dass man geeignet ist Coachings oder Workshops zu veranstalten? Meine Feuertaufe fiel mir ganz unerwartet in den Schoß, in Form einer Mittelformatkamera aus den 50ern, die mir eine Freundin zum Ausprobieren ausgeliehen hatte.

Gemeinsam mit dem Model und Fotografin Annie am Münchner Hauptbahnhof unterwegs.

Das Ergebnis hat mich ausnahmsweise mal komplett vom Hocker gehauen. Nur zwölf Bilder, ein Model, eine völlig veraltete Kamera und auf gut Glück, mit einer 3.8 Blende und einem 800 ISO Film irgendwie Portraits hinbekommen bei einer Belichtungszeit von unter 120 Millisekunden, von oben herab fotografiert durch ein spiegelverkehrtes, trübes, vernebeltes Glas (musste ich mal loswerden).

Ich hab erwartet zu scheitern und mich völlig unterschätzt und mich ehrlich gesagt ziemlich in die Mittelformat-Film-Fotografie verschaut und später Geisel einer Pentax 6×7 Kamera zu werden, die mir auch sehr viel Frust eingebracht hat.

Nach dieser spontanen Shooting-Erfahrung, musste auch ich mir endlich eingestehen: “Junge, du bist gut geworden… Und jetzt werd noch besser“. Als mich dann, eine Woche später jemand gefragt hat, ob ich denn Coachen wollen würde, hatte ich keine Angst mehr, dass ich vielleicht nicht qualifiziert genug dafür bin.

Ohne euch, hätte es nicht geklappt

Das war es eigentlich schon mit dem Thema. Mal wieder gegen das Imposter-Syndrom angekämpft und so. Ich möchte mich zum Abschluss noch ausdrücklich bei allen FotografInnen, Freunden und KollegInnen bedanken, die mir im Laufe der Jahre Tipps und Feedback gegeben haben, insbesondere:

  • Lichtziel, der sich sogar mit mir auf einen Cocktail getroffen hat, um mir Feedback zu geben
  • Ludwig Film, meine geschätzte Kollegin und gute Freundin, die immer den richtigen Impuls geben kann
  • Mike, der Perfektionist, der noch einige Tricks auf Lager hat
  • Anna Lena, die Fotografin, der ich einige große Aha-Momente zu verdanken habe
  • Danielle, die ich jüngst erst nach Feedback gefragt hatte und die mir interessanten Input gegeben hat

Sehr spannend und wird sich bestimmt noch weiterentwickeln ist übrigens das Konzept, welches ich mir für Portraits Coachings aka Workshops überlegt habe. Was ich anders machen möchte. Wie das aussieht und welche Angebote ich so geschnürt habe, könnt ihr hier herausfinden.

Portraits direkt aus dem Leben und Arbeitsalltages: Zurückhaltend und neugierig.
Prev Was bringt ein Businessfotograf
Next Nur noch im Juni: Die dritte Überbrückungshilfe für Digitalisierung

Leave a comment

Auf Anfrage.