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Headshots für DarstellerInnen, was wichtig ist

Portrait eines Schauspielers geschoßen in Münchnen von den SchauspielerInnen Fotografen Daniel Schubert.

Gerade für SchauspielerInnen ist eine ansprechende Präsentation und gute Portraits der Schlüssel für die Einladung zum Vorsprechen.
Noch bevor überhaupt das Showreel angeklickt wird, entscheiden mögliche Interessenten bereits beim Betrachten des Portraits (Headshot), ob ein/eine DarstellerIn für die Rolle infrage kommt oder nicht. Gleichzeitig sind SchauspielerInnenportraits eine spannende Herausforderung für FotografInnen und ein spannender Einblick in ein komplett anderes Berufsfeld.

Damit DarstellerInnen wissen, auf was es bei der Wahl von FotografInnen ankommt und eben diese einschätzen können, ob sie diese Art von Portraits schießen sollten; hier ein kleiner Guide basierend auf meinen Erfahrungen.

Der Unterschied zwischen Portraitfotografie und DastellerInnen Headshots

Portfolioaufnahmen des Fotograf Daniel Schubert aus München, Deutschland, geschossen digital und auf Film, aus seiner arbeit als Portraitfotograf, Reisefotograf und Peoplefotograf.
Headshots für den Opernsänger und Theaterdarsteller Alexandros Tsilogiannis.

Im Portraitbereich ist es leichter zu arbeiten, wenn man mit den Aufnahmen ein klares Ziel verfolgt, wie zum Beispiel eindeutige Emotionen wie Selbstbewusstsein, Kompetenz oder Verlässlichkeit zu vermitteln. Bei Aufnahmen im Berufsleben, kann man das durch die Wahl der Kleidung, des Hintergrunds und der Körperhaltung erreichen.

Beim portraitieren von DarstellerInnen schaut die Sache allerdings ganz anders aus. Weder spielt der Hintergrund eine entscheidende Rolle noch geht es darum, eine klare Botschaft, wie Professionalität oder Sicherheit, zu vermitteln. Vielmehr geht es darum, die Authentizität des Schauspielenden zu zeigen – deutlich zu unterstreichen, in welchem Bereich der/die Akteurin mit voller Bandbreite strahlen kann.

Dafür ist es auch selten von Vorteil das Gesicht komplett auszuleuchten – Vielmehr sollte entweder mit natürlichem Licht oder im Studio mit einem gut ausgeleuchteten Gesicht ohne übertrieben dramatische Schattensetzung gearbeitet werden. Weder sollte der Hintergrund auffallende Assoziationen kreieren, noch sollten Elemente von dem SchauspielerInnenportrait ablenken (wie zum Beispiel ein Weihnachtsbaum, eine Harley-Davidson oder ein Trampolin vor einem Ein-Familienhausok, letzteres fände ich ziemlich cool).

Portrait eines Schauspielers geschoßen in Münchnen von den SchauspielerInnen Fotografen Daniel Schubert.
Ruhig nah ran gehen, bei Portraits von DarstellerInnen ist das Gesicht und die Emotion im Mittelpunkt. Hier im Mittelpunkt übrigens: Michael Reich.

Basis: Haltung, Styling und Kleidung

Für DarstellerInnen entscheidend ist die Palette an Gefühlen, die sie vermitteln können. Deswegen rentiert es sich, bereits vor dem Portraitshooting zu wissen, welche Emotionen man auf den Bildern ablichten möchte oder noch einen Schritt weiter gedacht, welche Rollen man mit den Bildern ansprechen will.

Generell gilt, wie bei allen Portraits, Haltung bewahren. Also einatmen, gerader Rücken. Außerdem, das Kinn leicht nach vorne verlagert, um ein Doppelkinn zu vermeiden (man kann sich vorzustellen, man hätte eine Orange zwischen Hals und Kinn eingeklemmt). Die übliche Regel “nicht die Körpermitte direkt Richtung Kamera positionieren” kann variieren, da manche Agenturen die Frontale bevorzugen.

Natürlich sind das nur Empfehlungen, im Idealfall lässt man den Star vor der Kamera einfach machen, schließlich wissen SchauspielerInnen selbst am besten, welche Rolle sie spielen möchten.

Gemeinsam mit Julia Angeli und dem Schauspieler, Portrait und Paarfotografen Daniel Schubert aus München nahe der Donnersbergerbrücke.
Etwas für die Interaktion ist auch nicht verkehrt, in dem Fall Handschuhe. Im Bild Julia Angeli.

Kleidung und Make-Up: Nicht zu sehr ablenken

Zu starkes Make-up ist keine gute Empfehlung, es sei denn, es sollen Headshots für eine amerikanische Agentur werden. Besser ein dezentes Make-up, um das Gesicht nicht zu verfremden: Weniger ist mehr, denn wer zum Vorsprechen eingeladen und kaum wiedererkannt wird, könnte einen schlechten Start haben (ähnlich wie beim Online-Dating). Dementsprechend lohnt es sich auch regelmäßig in neue Headshots zu investieren.

Polina Portraitfotograf Portrait geschossen in München von dem Fotografen Daniel Schubert
Persönlich arbeite ich lieber auf Film als digitalen Sensoren, das bringt zwar weniger Details, dafür natürlichere und vor allem schönere Farben. Portraitiert in München hier Polina Bualova.

Zwecks Kleidung empfehlen sich generell dezente Farben, bzw. schwarz oder weiß, da es schlicht und neutral ist. Auch Pastellfarben sind fantastisch, da sie nicht zu aufdringlich von dem Hauptmotiv ablenken. Auf der FotografInnen-Seite gilt es ein Auge dafür zu haben, ob der Hintergrund zur Kleidung passt: Dunkle Kleidung auf dunklen Hintergrund und das Motiv geht unter, zu helle Kleidung auf hellen Hintergrund und das Hauptmotiv säuft ab. Zu intensive und verspielte Muster an der Kleidung sind auch schwierig, da sie vom Gesicht (dem Moneymaker in diesem Fall) ablenken können – selbiges gilt auch bei Kleidung, die zu viel Haut zeigt.

Technische Ausstattung die dabei sein sollte

Für FotografInnen liegt der Fokus klar im Gesicht, denn dort findet die Emotion statt und deswegen muss es auch einen engen Bildausschnitt geben. Der Crop-Faktor Standard für den US und UK-Markt ist 8 x 10. Außerdem sollte man sowohl horizontale als auch vertikale Bilder liefern, denn während Internetportale vertikale Aufnahmen verlangen, bevorzugen Agenturen häufig horizontale SchauspielerInnenportraits für einen modernen Vollbild Look auf der Website.

Bei einem urbanen Hintergrund liegt eine enge Festbrennweite (z.B. 85mm) gut in der Hand, um das Motiv von dem Hintergrund hervorzuheben. Gerade außerhalb der Sicherheit des Studios, ist eine ordentliche Tiefenunschärfe zur Isolation unabdingbar.

Hier ein Beispiel zwischen einem Portrait mit 35mm Objektiv geschossen und einem mit 85mm.

Portfolio Shooting mit Sacel anfang 2021 in München, mit einem 85 mm Objektiv geschossen.
Und hier im Vergleich 35 mm im Schatten.

Die Mischung machts: Während bei 35 mm der Hintergrund zum Storytelling beitragen kann, steht bei 85 mm das Motiv komplett im Fokus.

Bearbeitung: Weniger ist mehr

Beim Bearbeiten gilt es, Pigmentierungen im Gesicht oder gar Narben, die jeder Highfashion-Fotograf glatt bügeln würde, natürlich nicht zu entfernen – Pickel oder andere temporäre Hautunreinheiten hingegen schon. Vorsicht auch beim Anpassen von Konturen, Texturen oder Klarheit, dass man die Konturen nicht verfälscht (Authentizität > Retusche).

Wenn es darum geht, die Farben, Kontraste oder ähnliches zu verändern – ohne dabei Haut- oder Haartöne zu verfälschen, kann man in Lightroom das vorher und nachher Bild nebeneinandersetzen und Feinheiten in der Farbkalibrierung justieren. Damit lässt sich im übrigen auch ein beständiges Farbschema in verschiedenen Locations schaffen: Was gerade für Agenturen, die ein beständiges Farblayout bevorzugen, spannend ist.

Es kann von Vorteil sein, SchauspielerInnen zu fotografieren, als ob sie gerade in einer Szene spielen. Im Bild das Model Anna Cathignol.

Last but definitely not least: Sei du selbst

Gerade NeueinsteigerInnen, sollten sich eine zentrale Frage stellen: Welche Rolle passt zu mir?

Und das ist nicht zu unterschätzen, denn häufig bestimmen die ersten Momente auf der Leinwand, für welche Folgerollen man in Erwägung gezogen wird, denn Regisseure haben eine feste Vorstellung von den Charakteren, welchen sie besetzen möchten: Sei es der verträumte, nerdige Teenager, die warmherzige Nachbarin oder der skrupellose Businesshai.

Diese Persona sollte SchauspielerInnen leicht verkörpern können, es sollte ihnen liegen und Spaß machen: Denn eventuell wird er diesen Schuh seine Karriere lang tragen.

Damit muss ein SchauspielerInnen BildermacherIn erheblich mehr mit seinen Portraits ausdrücken können als nur das Aussehen seines Motives (Achtung: Können nicht müssen):

  • Die Altersklasse
  • Klassenzugehörigkeit (z.B. Arbeiterklasse, Mittelstand, Wohlstand)
  • Die Attraktivität
  • Soziologischer Hintergrund (z.B. AkademikerInnen, Eltern, SchülerInnen)
  • Persönlichkeitsmerkmale (z.B. herzig, grummelig, verträumt, streng)

Wenn potenzielle Agenturen die DarstellerInnen anhand des Headshots auf einem Get-Together oder einer Veranstaltung nicht sofort zuordnen kann, funktioniert der Headshot nicht.

Portraits von Schauspielenden müssen nicht im Studio geschossen werden

Studiobilder haben den Vorteil, dass sie in ein und derselben Umgebung aufgenommen werden und hochwertige Ergebnisse liefern. Jeden Darsteller und Darstellerin mit einem schwarzen Hintergrund fotografiert zu haben, hilft dabei, ein beständiges Layout z.B. auf der Seite der Agentur zu schaffen.

Allerdings bleibt hierbei genug Persönlichkeit übrig? Denn ab dem Zeitpunkt, ab dem FotografInnen sich entscheiden, das Gesicht von DarstellerInnen nach seinem Geschmack auszuleuchten, riskiert er eine Verfremdung der Konturen. Zudem neigen FotografInnen gerne dazu, ein spezielles Lichtsetup, welches für sie gut funktioniert und Erfolgs-geprüft ist, in Shootingssituationen zu wiederholen: Und das kann das Alleinstellungsmerkmal des Hauptmotivs zerstören.

Wiedererkennungswert auch für den available light Fotografie

Außerdem ist es durchaus möglich auch solche Bilder, die an unterschiedlichen Orten und Tageszeiten geschossen wurden, durch Bearbeitung einen beständigen Look zu verleihen. Professionelle Business-FotografInnen sind gerade in dem Bereich ExpertInnen und dankbare Inspirationsquellen. Damit kann man den Vorteil eines schlichten Studiohintergrundes auch auf abwechslungsreiche, urbane Hintergründe übertragen, welche einen entscheidenden Vorteil liefern:

Nicht nur können sich potenzielle Produktionen sich jeweilige AkteurInnen leichter in einer Szene vorstellen. Sondern es lassen sich Emotionen, die der Headshot vermitteln soll, mit der Wahl des urbanen Hintergrundes verstärken. Bspw. der ernste Blick an einer Zigarette ziehend, mit einer unscharfen Hafenkulisse, oder ein liebevolles Lächeln mit einer belebten, lichten Straße im Hintergrund: Alles zusätzliche Mittel und Wege, um Kopfkino bei zukünftigen AuftraggeberInnen hervorzurufen.

Portrait einer Darstellerin geschoßen in Dresden von den SchauspielerInnen Fotografen Daniel Schubert.
Anna Pogerth aufgenommen auf Mittelformat Kodak Gold, mit der Verwendung einer Filmkamera bekommt das Bild noch mehr cinematische Stimmung.

Finally: Das Beste aus der Zeit herausholen

Ein wenig Storytelling mit der Umgebung zu schaffen ist nur zufriedenstellend im Endergebnis, solange man eines nicht vergisst, und das ist dem Schauspielenden die Chance zu geben sein komplettes Repertoire zu präsentieren. Wenn man am Ende eines Shootings zig überzeugende Bilder von einer Szene, einer Stimmung und einer Emotion des Porträtierten entstanden sind, tut man der Vielfalt der Charaktere des Protagonisten, der ProtagonistIn unrecht.

Deswegen müssen FotografInnen, der sich entscheidet Actor Headshots außerhalb des Studios zu schießen, einen gut getakteten Plan, der verschiedene Locations und Stimmungen, gegebenenfalls sogar Zeit für Outfitwechsel, parat haben. Ist die Zeit hingegen knapp, gilt es eine Location zu finden, die vielseitig genug ist, dass sie verschiedene Stimmungen und Emotionen unterstreichen kann. Also gilt gerade für diese Art von Headshots; gute Planung und Kommunikation vor dem Shooting sind unabdingbar.

Verschiedene Locations, Stimmungen und Festbrennweiten, die Donnersbergerbrücke als Studio. Im Bild Julia Angeli.

Aber was ist eure Meinung dazu? Stimmt ihr mir bei der Wahl der Brennweite zu, meint ihr, dass ein guter Headshot einen simplen Studiohintergrund braucht, um DarstellerInnen komplett ins Rampenlicht zu rücken? Hat euch dieser Artikel für eure Fotografie weitergeholfen? Ich freue mich sehr über unterschiedliche Inspirationen, Anregungen und Aha-Momente meinerseits.

Übrigens lohnt es sich sein Handwerk im TfP Bereich zu schärfen, was es hierbei zu beachten gibt, erfahrt ihr hier.

Erwähnungen:

Herzlichen Dank an Leon Actors für schnelles und konstruktives Feedback.

Portrait des Münchner DJ 1/2 potatoe von dem Fotografen Steins Pictures aka Daniel Schubert auf einem Skateplatz.
Prev Portrait Fotograf in der Halfpipe
Next Einstieg in den manuellen Modus
Fotos von dem Model und Personal Trainer Kpaoul in München nahe der Tonnenhalle. Portraits geschoßen während eines Portfolio-Shootings von dem Fotografen Daniel Schubert aka Steins Pictures.

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